Noch nicht zu spät?

"Jaaaaaaakob!", brüllt Roland vom Wohnzimmer nach oben.
"Roland, lass ihn doch." Pia kommt aus der Küche und stellt den Brotkorb auf den Tisch. "Er hat doch nichts vor heute, da kann er ruhig ausschlafen."
"Nichts vor, das geht schon seit Wochen so! Kümmert der sich überhaupt um eine Lehrstelle? Ich habe das Gefühl, es interessiert ihn überhaupt nicht", Roland ist sauer.
"Natürlich kümmert er sich, aber das ist eben nicht mehr so einfach heutzutage!", verteidigt Pia ihren Sohn. "Und wenn DU mal mehr Interesse an deiner Familie hättest und nicht nur an deinem Forschungsprojekt, wüsstest du auch, wie viele Bewerbungen er abgeschickt hat!"
"Na prima, jetzt bin ich wieder schuld!" Roland setzt sich an den Frühstückstisch und knallt sich wütend eine Scheibe Brot auf den Teller.
"Roland, jetzt sei doch bitte nicht gleich wieder sauer! Ich finde es nur unfair, dass du ständig auf Jakob rumhackst, obwohl du gar nicht weißt, was Sache ist."
Roland hört gar nicht auf Pia. "Und bestimmt liegt diese Caro auch wieder bei ihm im Bett...", grummelt er stattdessen vor sich hin.
Ein paar Minuten später kommt Jakob noch ziemlich verschlafen in Boxershort und T-Shirt die Treppe hinunter. "Morgen", murmelt er und schenkt sich Kaffee ein.
"Seit wann wird hier in so einem Aufzug am Frühstückstisch gesessen?", fragt Roland genervt.
"Roland, jetzt lass ihn doch! Ich hab dir eben schon erklärt, dass...", mischt Pia sich ein.
"So kann es jedenfalls nicht weitergehen!" Roland setzt erneut an, wird aber von einem fröhlichen "Guten Morgen!", unterbrochen. Er dreht sich herum und sieht Caro.
"Siehst du, hab ich doch gesagt!"
"Meinst du nicht, dass du gerade etwas übertreibst?", Pia wirft ihm einen warnenden Blick zu.
"Nein, ganz im Gegenteil! Ich habe schon viel zu lange gewartet und jetzt reicht es! Caro, könnten Sie uns bitte alleine lassen?!"
"Papa, das kannst du nicht bringen!" Jakob steht auf.
"Und ob! Wenn du deine Freundin dann rausbringen würdest...", er deutet auf die Haustür, "Danach kommst du wieder, wir müssen reden!", mit einer Seelenruhe widmet Roland sich wieder seiner Scheibe Brot.
"Was hat Caro dir denn jetzt getan? Außerdem, reden können wir auch noch später!" Jakob nimmt Caros Hand und zieht sie in Richtung Treppe.
"Wo wollt ihr hin?", fragt Roland aufgebracht.
"Na in mein Zimmer! Du glaubst doch nicht, dass wir uns jetzt hier mit hinsetzen."
"Jakob, ich warte einfach so lange oben, okay?" Caro gibt ihm noch einen Kuss und verschwindet in Jakobs Zimmer.
"Na klasse!", sagt Jakob leise. "Ne Hose werde ich mir ja wohl noch anziehen dürfen!?", ruft er beleidigt und läuft die Treppe hoch.
"Na komm, so schlimm wird's schon nicht werden", versucht Caro ihn aufzumuntern.
"Da kennst du meinen Vater aber schlecht", meint Jakob, während er sich anzieht.
"Der beruhigt sich schon wieder."
"Na hoffentlich", antwortet Jakob wenig überzeugt.
Caro streichelt ihm kurz über den Arm und schiebt ihn dann sanft aus dem Zimmer.
Jakob geht zurück ins Esszimmer und stellt sich mit den Händen in den Hosentaschen an den Esstisch.
"Hatte ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?", fragt Roland in einem übertrieben freundlichen Ton.
Jakob zuckt nur mit den Schultern, schaut zuerst weg und dann Pia an.
"Also ich versteh ehrlich gesagt auch nicht, was das jetzt soll...", sagt sie vorsichtig.
"Halt du dich da raus!", sagt Roland laut und schlägt mit der Hand auf den Tisch.
"Also weißt du was", meint Pia sauer und springt auf. „Denk doch erstmal über dein eigenes Verhalten nach. Im Übrigen ist Jakob erwachsen!"
"Jakob, das geht so nicht!", sagt Roland verärgert. "Du hockst den ganzen Tag zu Hause faul rum, such dir endlich einen Ausbildungsplatz!"
"Du hast doch gehört, was Mama gesagt hat, ich bin erwachsen!", antwortet Jakob. "Ich habe keine Lust, jetzt mit dir darüber zu diskutieren! Ist ja wohl mein Problem, was ich den ganzen Tag mache!"
"So lange du in meinem Haus wohnst und von meinem Geld lebst, ist das nicht dein Problem!" Roland wird laut.
"Boah Papa, das ist doch lächerlich! Du weißt genau, dass ich schon Bewerbungen abgeschickt habe, und wenn mich keiner will, dann kann ich auch nichts daran ändern!"
"Du hättest mir die Bewerbungen ruhig mal vorher zeigen können, wer weiß, was du da reingeschrieben hast."
"Hallo?!?" Jakob wird es langsam zu bunt. "Ich bin alt genug, um meine Bewerbungen selbst zu schreiben, außerdem hat Caro mir geholfen."
"Caro", meint Roland amüsiert.
"Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Kannst du mir bitte mal erklären, warum du Caro nicht ernst nimmst?"
"Das habe ich dir bereits mehr als ein Mal erklärt! Ich werde mich nicht laufend wiederholen!", Roland bleibt stur.
"Brauchst du auch nicht! Ich habe sowieso keine Lust mehr, mir dauernd deine Vorwürfe anzuhören!", auch Jakob wird wütend.
"Jakob, bitte", Pia versucht zu retten was noch zu retten ist. Doch ihre Mühe ist vergebens...
"Wenn du das so siehst, Junge... dann...", setzt Roland an.
"Dann was?!?" Jakob funkelt seinen Vater böse an. "Willst du mir etwa noch Stubenarrest aufbrummen?"
"Hör mir jetzt genau zu... Caro wird hier nicht mehr auftauchen, sie setzt dir lauter Flausen in den Kopf. Und du wirst dir umgehend eine neue Lehrstelle suchen, du hast genau zwei Wochen Zeit, sollte sich bis dahin nichts getan haben, gehst du!"
Jakob und Pia sehen Roland fassungslos an.
"Das meinst du jetzt nicht ernst...", fragt Pia ungläubig.
"Todernst!", sagt Roland trocken.
"Na dann kann ich ja gleich meine Sachen packen!", sagt Jakob nach dem ersten Schock wütend und dreht sich um.
"Jakob...", versucht Pia ihn noch aufzuhalten.
"Wenn Papa mich hier nicht mehr haben will, dann geh ich eben. Ich liebe Caro und daran wird auch ein Dr. Roland Heilmann nichts ändern können!", schreit er auf dem Weg nach oben. Dort angekommen reißt er die Tür auf und knallt sie von innen wieder zu.
"Und was hast du jetzt vor?", fragt Caro besänftigend, da die Auseinandersetzung ja kaum zu überhören war.
"Keine Ahnung, kann ich nicht zu dir ziehen?"
"Natürlich kannst du bei mir wohnen, aber damit ist euer Problem doch nicht aus der Welt."
"Dann eben nicht...", murmelt Jakob, während er wahllos irgendwelche Sachen in eine Reisetasche stopft. Dann macht er sich auf den Weg ins Bad, um sein Waschzeug zu holen.
"Jetzt warte doch mal!", ruft Caro ihm hinterher. „Manchmal bist du echt genauso stur, wie dein Vater."
"Na danke!"
"Hey, so war das doch nicht gemeint. Setz dich mal bitte hin. Ich finde es ja toll wie du dich immer für mich einsetzt, aber muss das jedes Mal in einem Streit mit Roland enden?"
"Muss es wohl...", sagt Jakob leise und ein bisschen traurig.
Unten geht es währenddessen nicht so friedlich zu.
"Sag mal, hast du sie noch alle?", brüllt Pia Roland an. "Du hast wohl wirklich vergessen, was du uns allen damals bei Alina angetan hast!"
"Nein, ich habe es nicht vergessen, aber willst du, dass Jakob irgendwann auf der Straße sitzt, weil er keinen Job hat? Ich kann doch nicht einfach durchgehen lassen, dass er den ganzen Tag rumgammelt! Dazu habe ich meinen Sohn nicht erzogen!"
"Ach so, und was willst du damit jetzt sagen? Dass ich schuld bin?!"
"Irgendwoher muss es ja kommen!", sagt Roland nur.
Pia kann kaum glauben, was sie hört. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?"
Roland zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist mein Ernst, und zwar mein voller Ernst, dass Jakob sich entscheiden muss. Diese Caro tut ihm nicht gut!"
"Ach, und das weißt du natürlich am Besten!" Pia stellt sich auf die Seite ihres Sohnes.
"Natürlich weiß ich das, sie hat einen schlechten Einfluss auf ihn, das sag ich dir!"
"Roland, jetzt sag ich dir mal was", setzt Pia an. "Ich finde es unmöglich, wie du dich hier aufführst, und dass du Jakob rausschmeißen willst, ist die Höhe!" Sie hält einen Moment inne, bevor sie fortfährt: "Roland, entweder du entschuldigst dich auf der Stelle bei ihm, oder du bist derjenige, der geht!" Pia erschrickt selbst ein bisschen über ihre Worte.
"Anscheinend bin ich mal wieder der Einzige, der hier klar sieht!", sagt Roland, während er seinen Mantel und den Schlüssel nimmt. Er geht raus und lässt die Tür hinter sich zu fallen.
Pia steht wie angewurzelt im Zimmer, da kommt Roland noch einmal zurück...
"Ich meine es ernst...", sagt Pia niedergeschlagen.
"Hast du den Autoschlüssel gesehen?", übergeht Roland die Aussage.
"Hast du verstanden, was ich gerade gesagt habe?", fassungslos sieht sie Roland an.
"Wofür soll ich mich denn entschuldigen? Der Junge muss endlich mal zur Vernunft kommen. Bis heute Abend, vielleicht hast du dich bis dahin ja wieder beruhigt", meint Roland, der den Autoschlüssel inzwischen gefunden hat, und verlässt das Haus.
"Also jetzt reicht's!", sagt Pia mehr zu sich selber. Sie rennt hoch ins Schlafzimmer, nimmt einen Koffer und wirft einige von Rolands Sachen hinein. Dann geht sie damit runter und schreibt im Wohnzimmer noch einen Zettel.
Noch kannst du es dir überlegen... Jakob geht jetzt seine eigenen Wege, aber du kannst nicht von mir verlangen, dass ich ihn aus dem Haus werfe, nur weil dir seine Freundin nicht passt. Wir haben schon unsere Tochter verloren, vergiss das nicht.
Mit Tränen der Wut in den Augen knallt sie den Zettel auf Rolands Sachen und zieht den Reißverschluss des Koffers zu. Sie ruft ein Taxi und lässt ihn in der Klinik abgeben.

Roland hat gerade eine anstrengende Operation hinter sich und ist mit Kathrin auf dem Weg in sein Büro.
"Setz dich doch schon mal hin, dann können wir gleich noch den Fall besprechen...", murmelt Roland, während er eine Flasche Wasser und zwei Gläser aus dem Schrank nimmt. Da klingelt das Telefon...
"Ist wahrscheinlich Pia, die will sich bestimmt entschuldigen..."
Er hat Kathrin bereits von der, seiner Ansicht nach, kleinen Auseinandersetzung berichtet.
"Heilmann?"
"Grigoleit am Apparat, Herr Dr. Heilmann, hier ist vorhin was für Sie abgegeben worden. Es ist, nun ja, wie soll ich sagen..."
"Ja was ist es denn, Frau Grigoleit, jetzt machen Sie doch nicht so ein Geheimnis draus."
"Haben Sie sich kurzfristig zu einem Kongress angemeldet?"
"Also Frau Grigoleit, ich weiß wirklich nicht was sie von mir wollen, außerdem habe ich gleich eine Besprechung", entgegnet Roland ungeduldig. "Und von einem Kongress weiß ich auch nichts. Wenn es so wichtig ist, dann lassen Sie es mir doch bitte bringen, vielen Dank!", Roland legt auf.
"Hast du schlecht geschlafen oder ist es wegen dem Streit mit Pia?", fragt Kathrin nach.
"Ich bin zur Zeit einfach ein BISSCHEN genervt!", erwidert Roland.
Da klopft es an der Tür. "Herein!", brüllt Roland und springt auf. Er lässt Barbara gar nicht erst rein, sondern nimmt ihr noch auf dem Flur den Koffer ab, über den er sich zwar wundert, aber an nichts weiter denkt.
"Ja dankeschön, Frau Grigoleit, und entschuldigen Sie mich bitte, aber ich habe einen äußerst wichtigen Termin mit Frau Dr. Globisch."
Kaum hat er die Tür wieder geschlossen, bleibt er mitten im Büro stehen und starrt den Koffer an.
"Was ist denn das, willst du verreisen?", neckt Kathrin ihn. "Oder hat Pia dich rausgeschmissen?", fragt sie fröhlich weiter.
Plötzlich wird Roland ganz ernst.
"Was hast du da grade gesagt?"
"Wie, was hab ich grade gesagt?", Kathrin versteht jetzt gar nichts mehr. "Jetzt sag schon, was ist denn da tolles drin?"
Roland legt den Koffer auf den Tisch und muss sich erstmal setzen.
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass Pia...", Kathrin wagt es sich nicht, den Satz zu beenden.
"Nun mach doch mal auf!", drängt sie Roland.
Er zieht langsam den Reißverschluss auf und erkennt ein paar Hemden, eine Hose, sogar an die Krawatten hat Pia gedacht... Roland wird blass. Er stützt den Kopf in seine Hände und weiß nicht, was er dazu sagen soll.
"Ich dachte ihr hattet nur eine kleine Auseinandersetzung, deshalb wirft sie dich doch nicht raus!?", hakt Kathrin verwundert nach. "Hey, sieh mal", sie nimmt den Zettel und beginnt zu lesen. "Noch kannst du es dir überlegen... Oh, oh, das hört sich aber gar nicht gut an." Sie überfliegt den Zettel weiter. "Hier, das solltest du lieber selbst lesen", meint sie und drückt Roland den Zettel in die Hand.
Eine Weile schaut er vor sich hin, dann guckt er Kathrin an. "Und jetzt?", fragt er hilflos.
"Wenn du einen Rat möchtest, dann erklär mir doch bitte mal, was wirklich vorgefallen ist. Du redest von einer kleinen Auseinandersetzung und Pia schickt dir einen Koffer? Sie schreibt von Jakob und vor allem von Alina...", setzt Kathrin möglichst behutsam an.
Nach kurzem Zögern erzählt Roland was am Morgen vorgefallen ist.
"Das hast du nicht ernsthaft gesagt!", Kathrin sieht ihn beinahe fassungslos an.
"Doch! Du musst doch zugeben, dass ich grundsätzlich Recht habe, oder?", Roland gibt sich weiterhin uneinsichtig.
"Roland, du und Pia, ihr seid beide meine Freunde, aber...", weiter kommt Kathrin nicht.
"Ach, du stellst dich wieder auf Pias Seite!", unterbricht er seine Freundin beleidigt.
"Ich stelle mich zuerst einmal auf gar keine Seite!", verteidigt Kathrin sich. "Du wolltest Hilfe, also wirst du dir das jetzt anhören."
Langsam kommt auch bei Roland die Einsicht. "Was schlägst du vor?", fragt er nach.
"Entschuldige dich! Bei Pia, in erster Linie aber bei Jakob und Caro!", rät Kathrin ihm.
"Bei Caro?", Roland sieht sie verständnislos an.
"Ja, auch bei Caro!", bestätigt Kathrin.
Erneut wirft Roland einen Blick auf Pias Nachricht.
"Also gut", seufzt er, "Ich werde sagen, dass es mir leid tut. Pia wird das dann sicher verstehen", meint er voller Überzeugung.
Kathrin schaut ihn skeptisch an, behält ihre Zweifel jedoch erst einmal für sich.

Abends kommt Roland mit einem Strauß Rosen nach Hause.
Pia sieht ihn erwartungsvoll an, eigentlich hat sie damit schon gerechnet, das ist typisch für ihn.
"Die sind für dich", sagt Roland zur Begrüßung.
"Danke", antwortet Pia knapp, macht aber keine Anstalten, die Blumen zu nehmen.
"Soll ich..." Roland zögert. "Soll ich sie ins Wasser stellen?"
"Wie du willst."
"Bist du immer noch sauer?", fragt er.
"Meinst du, ich habe schon wieder vergessen, was du heute Morgen hier veranstaltet hast?", stellt Pia die Gegenfrage.
Roland seufzt. "Nein. Aber es tut mir leid, Pia, das musst du mir glauben!"
"Das glaube ich dir erst, wenn du dich bei Jakob entschuldigt hast. Und bei Caro!"
"Bei Caro... gut, ich entschuldige mich." Roland gibt sich geschlagen.
"Kannst du gleich machen, die beiden sind oben!" Pia geht gleich hoch, um die beiden zu holen, bevor Roland es sich wieder anders überlegt.
"Was gibt's denn?", fragt Jakob mürrisch, als sie unten ankommen. Er hat keine große Lust, schon wieder mit seinem Vater zu diskutieren.
"Ich möchte mich bei euch entschuldigen", beginnt Roland, und Jakob sieht ihn überrascht an.
"Ich habe überreagiert, natürlich kümmerst du dich um deine Ausbildung, Jakob, und was ich zu dir gesagt habe, Caro, tut mir auch leid."
"Schon OK", meint Caro und sieht Jakob an, er nickt ebenfalls.
"Und natürlich musst du nicht ausziehen, falls du nicht gleich einen Ausbildungsplatz findest. Das war dummes Gerede und ist mir so rausgerutscht, entschuldige", sagt Roland zu Jakob.
"Ist OK, Papa. Ich hoffe, dass das Thema damit jetzt vom Tisch ist!"

"War das nun so schwer mit der Entschuldigung?", fragt Pia später, als sie im Bett liegen.
"Nee... trotzdem finde ich, dass ich nicht mit allem Unrecht hatte."
"Fängst du schon wieder damit an?", will Pia sich gerade aufregen.
"Entschuldige mal Pia, aber du hast mich doch grade gefragt, ob..."
"Ach...", sagt Pia und dreht sich zur Seite weg, ehe Roland ausgeredet hat.
Daraufhin legt Roland sich seine Kissen zurecht und macht die Nachttischlampe auf seiner Seite aus.
"Und was soll das jetzt?", fragt Pia gereizt.
"Na ich dachte, du willst schlafen...", Roland wird langsam auch bockig.
"Typisch, immer wenn es Probleme gibt, dann tust du so als wären sie nicht da."
Roland knipst die Lampe wieder an und wirft sich mit verschränkten Armen vor der Brust zurück in die Kissen. "Wenn du mir erklären könntest was für ein Problem du genau mit mir hast, dann könnte ich mich vielleicht auch darauf einstellen!", antwortet er genervt.
Nun macht Pia ihre Nachttischlampe aus, zieht die Decke höher und murmelt ein "gute Nacht!".
Am liebsten würde Roland losbrüllen, atmet aber noch einmal durch und sagt dann so ruhig er kann: "Jetzt mach mich nicht wahnsinnig! Was ich sage ist falsch, wenn ich nichts sage, dann ignoriere ich angeblich unsere Probleme, was erwartest du eigentlich von mir?"
"Und was erwartest du von mir???", schreit Pia fast in ihrer Verzweiflung und knipst ihre Lampe nun auch wieder an.
"Pscht, nicht so laut, muss ja nicht jeder mitkriegen!", meint Roland leise.
"Ach so, jetzt soll es keiner mitkriegen..."
"Piiaaa! Wieso können wir denn nicht vernünftig miteinander reden?"
"Weiß ich doch auch nicht!", Pia ärgert sich über sich selbst. "Ich liebe dich verdammt noch mal, aber ich kann nicht akzeptieren, dass du dich gegen Jakob stellst."
"Ich hab mich doch entschuldigt!!!", wird Roland jetzt wieder lauter.
"Aber das ändert doch nichts an dem, was du wirklich über Caro und das alles denkst und das macht mich so verdammt wütend, vor allem weil niemand anders etwas daran ändern kann, außer du selbst... und ich bin mir nicht sicher ob du das überhaupt willst."
Entsetzt schaut Roland Pia eine ganze Weile an.
"Wenn du das so siehst, dann...", sagt Roland schließlich und steht auf.
"Was soll das jetzt werden?", Pia sieht ihn fragend an.
"Da ich dir anscheinend nichts recht machen kann, ist es vielleicht besser, wenn ich heute in der Klinik übernachte", antwortet Roland grimmig.
"Du hast rein gar nichts begriffen und läufst schon wieder weg!", meint Pia verärgert, "Aber eins sag ich dir, wenn du jetzt gehst, dann brauchst du nicht wiederzukommen!"
Roland schaut Pia an und schüttelt nur ungläubig mit dem Kopf, natürlich nimmt er ihre 'Drohung' nicht ernst, zieht sich um und verlässt das Haus.

Kurze Zeit später klopft es leise an der Schlafzimmertür.
"Mama?!", Jakob öffnet die Tür einen Spalt, "Alles OK bei dir?"
"Ach...", seufzt Pia und wischt schnell eine Träne aus ihrem Gesicht. "Wo ist denn Caro?", versucht sie auszuweichen.
"Sie ist eben noch nach Hause gegangen, aber darum geht es jetzt nicht!", Jakob setzt sich auf die Bettkante. "Du hast Papa rausgeworfen...?"
Pia nickt nur.
"Es ist wie immer! Erst zettelt er einen riesigen Ärger an, dann kommt der große Kniefall und er meint, alles wäre vergeben und vergessen. Ich kann doch nicht zulassen, dass er auch dich noch aus dem Haus wirft! Damals bei Alina...", schluchzt Pia.
Jakob nimmt seine Mutter tröstend in den Arm.
"Es tut mir leid, ich wollte das nicht", sagt er leise.
"Dir braucht überhaupt nichts leid zu tun, du kannst doch nichts dafür! Gut, das mit dem Ausbildungsplatz ist vielleicht ein bisschen blöd gelaufen. Aber Caro ist so ein nettes Mädchen und Roland sollte froh sein, dass du mit ihr zusammen bist!"
"Finde ich auch", antwortet Jakob.
Eine Weile sitzen sie stumm nebeneinander, jeder hängt seinen Gedanken nach.
"Willst du dich wirklich von Papa trennen?", fragt Jakob dann.
Pia zuckt mit den Schultern. "Ich weiß es nicht."
"Liebst du ihn noch?", will er wissen.
"Ja!", antwortet Pia ohne zu zögern. "Deshalb fällt es mir ja so schwer. Aber Liebe ist eben nicht alles..." Eine einzelne Träne läuft über ihre Wange und sie wischt sie schnell weg.
"Ich möchte aber nicht, dass ihr euch trennt, da ziehe ich lieber aus!", platzt Jakob plötzlich heraus.
"Jakob!" Pia sieht ihn entsetzt an. "Das kommt überhaupt nicht in Frage! Für mich steht an erster Stelle, dass es dir gut geht. Das sollte Roland eigentlich auch so sehen, aber wenn er es nicht tut, dann... dann hat er eben Pech gehabt."

Nach einer schlaflosen Nacht steht Roland zeitig von seinem Sofa im Büro auf und setzt sich an ein paar liegen gebliebene OP-Berichte. Seine Gedanken drehen sich nur um Pia. Da er sowieso keinen vernünftigen Satz in den Computer getippt bekommt, beschließt er, in die Cafeteria zu gehen, um sich ein Frühstück zu holen. 'Zum Glück ist Charlotte noch nicht da, sie würde nur Fragen stellen...', denkt sich Roland. Auf dem Rückweg ins Büro kommt ihm Kathrin auf dem Flur entgegen. Eigentlich wollte Roland bis zum Mittag möglichst wenigen Leuten begegnen...
"Guten Morgen Roland, was machst du denn schon hier?", ruft sie, bevor er es schafft, die Tür aufzuschließen.
"Morgen", sagt er kurz angebunden und versucht, die Tür aufzubekommen. "So ein Mist!", flucht er, als ein Schluck Kaffee aus der Tasse schwappt.
"Soll ich dir vielleicht was helfen?", fragt Kathrin und nimmt ihm den Teller mit den Brötchen ab.
"Danke...", brummt Roland und schließt die Tür auf.
"Sag mal, hast du nicht eigentlich heute Spätdienst?", meint Kathrin sich an den Dienstplan erinnern zu können.
"Doch", Roland versucht angestrengt, sie los zu werden, was ihm natürlich nicht gelingt.
Kathrin folgt ihm ins Büro, ihr fällt gleich die Decke auf dem Sofa auf.
"Oh...", bemerkt sie.
"Ja, es stimmt. Ich hab heute Nacht in der Klinik geschlafen", erklärt Roland überflüssigerweise.
"Wolltest du dich nicht entschuldigt haben?", hakt Kathrin nach.
"Hab ich!", verteidigt er sich, "Aber Pia ist der Meinung, dass es mir nicht ernst ist."
"Und, liegt sie mit ihrer Vermutung richtig?", bohrt Kathrin weiter.
"Du stellst aber auch unangenehme Fragen", Roland versucht auszuweichen, doch Kathrins Blick verrät ihm, dass er sich vor einer Antwort nicht drücken kann.
"Seitdem Jakob mit dieser Caro zusammen ist, hat er nur noch Flausen im Kopf. Außerdem ist es wichtig, dass er möglichst schnell eine neue Ausbildungsstelle findet!", er beharrt auf seinem Standpunkt.
"Lass mich raten, genau das hast du Pia gestern wahrscheinlich ziemlich deutlich gemacht", vermutet Kathrin.
"Sie hat mich direkt darauf angesprochen, was hätte ich ihr denn sagen sollen?", fragt er genervt nach.
"Vielleicht hättest du es einfach etwas sachlicher ausdrücken sollen...", merkt Kathrin an.
"Jaaa, vielleicht...", allmählich zeigt Roland etwas Einsicht, "Bis heute Abend hat sie sich sicherlich wieder beruhigt. Und jetzt machen wir uns an die Arbeit, die Patienten warten schon!"
Kathrin nickt. "Wenn du doch noch einen Rat brauchst, du weißt ja wo du mich findest", sie lächelt ihm kurz zu und verlässt dann den Raum.

"Roland, Feierabend!", Kathrin steht bereits umgezogen im Ärztezimmer und reißt Roland aus seinen Gedanken. "Oder willst du vielleicht aus einem ganz bestimmten Grund noch nicht nach Hause?", sie beugt sich zu ihm runter und schaut Roland tief in die Augen. "Na komm, so schlimm wird es schon nicht werden, hm?", sie legt ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter.
"Da bin ich mir noch nicht so sicher...", bezweifelt Roland.
"Der Blumenladen um die Ecke hat noch offen...", Kathrin schaut auf ihre Uhr.
"Vergiss es... das hab ich gestern schon versucht", meint er niedergeschlagen. "Ich hab's vermasselt!"
"Soll ich mal mit Pia reden?", bietet Kathrin an.
"Ich glaub, das muss ich ganz alleine wieder in Ordnung bringen, ich weiß nur noch nicht wie", seufzt Roland und sucht seine Sachen zusammen. Er verabschiedet sich von Kathrin und fährt dann nach Hause.

Einige Zeit später kommt er an der Villa an und sucht in seiner Tasche nach dem Hausschlüssel. "Wo ist der denn jetzt?" Nach einer Weile entschließt er sich zu klingeln.
Pia schleicht sich an die Tür und horcht. Sie hat längst bemerkt, dass Roland davor steht und den Schlüssel hat sie schon am Vormittag auf dem Tisch liegen sehen.
Es klingelt noch mal. "Pia?", nun klopft Roland an die Tür. "Pia ich bin's, ich habe meinen Schlüssel vergessen", ruft er.
"Ich weiß", ruft sie zurück.
"Pia, machst du mir bitte die Tür auf?", fordert Roland sie verwundert auf.
"Nein!", ruft Pia.
"Was?" Roland traut seinen Ohren nicht. Hat Pia wirklich nein gesagt?
"Du hast dich entschieden, Roland!", antwortet Pia. Sie kämpft mit den Tränen, aber das soll Roland nicht merken.
So langsam dämmert es ihm. Letzte Nacht, während ihres Streits... Er lässt die Szene noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren. "Wenn du jetzt gehst, brauchst du nicht wiederzukommen!", hallt Pias Stimme in seinem Kopf. Er spürt, wie ihm das Blut aus dem Gesicht weicht und realisiert langsam, dass Pia sich mit diesem Satz von ihm getrennt hat.
"Pia?", fragt er leise.
Pia hört ihn kaum durch die geschlossene Tür. Aber sie merkt an seiner Stimme, dass ihm gerade wohl etwas klargeworden ist. Sie antwortet ihm nicht.
"Pia, mach doch bitte auf, lass uns vernünftig darüber reden!", bittet Roland.
Als wieder keine Antwort kommt, setzt er sich frustriert vor der Haustür auf den Boden und lehnt sich mit dem Rücken dagegen.
"Geh zurück in die Klinik, Roland", sagt Pia irgendwann. "Ich kann jetzt nicht reden."
"Okay", antwortet Roland. Er kennt Pia und weiß, dass es im Moment keinen Zweck hat. "Ich komme morgen früh zurück, ja?"
Pia nickt, sie ist nicht fähig, noch ein Wort zu sprechen...
Roland geht langsam zu seinem Auto und fährt wie in Trance zurück in die Klinik. Er kann nicht glauben, dass Pia ihn wirklich weggeschickt hat, ist das jetzt wirklich das Ende? Das Ende ihrer Ehe?
Roland bekommt kaum etwas mit, während er vor der Klinik parkt und in sein Büro geht. Die ganze Zeit ist er mit seinen Gedanken bei Pia.

Auch Pia kann nicht vermeiden, an Roland zu denken.
War es wirklich richtig ihn so vor der Haustür stehen zu lassen?
Hätte sie ihm nicht doch noch eine Chance zur Erklärung geben müssen?
'Nein!', sagt Pia zu sich selbst und schüttelt entschlossen den Kopf.
Roland hat so viele Chancen gehabt, sie hat ihm immer wieder verziehen, egal was passiert war. Doch jetzt geht es nicht mehr, Pia will nicht auch noch ihren Sohn verlieren. Die Trennung scheint für sie die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, auch wenn sie Roland noch immer liebt.
Niedergeschlagen geht sie ins Schlafzimmer und beginnt, weitere Sachen in Koffer und Taschen zu packen. Sie beschließt, sich am nächsten Tag kurz mit Roland zu treffen, schließlich soll nicht gleich die ganze Klinik erfahren, was los ist. Und nach über 25 Jahren Ehe hat Roland eine Erklärung verdient, trotzdem - egal was er sagen wird - es gibt kein Zurück mehr!
Nachdem der Kleiderschrank leer ist, geht Pia ins Bett, obwohl ihr klar ist, dass sie in dieser Nacht kein Auge zumachen wird...

In den frühen Morgenstunden ist Pia doch in einen unruhigen Schlaf gefallen.
"Roland?", murmelt sie verschlafen als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster scheinen.
Erst jetzt fällt ihr wieder ein, was gestern vorgefallen ist. Sie wartet schließlich noch ab, bis Charlotte das Haus verlassen hat und geht dann hinunter. Ein Blick auf die Uhr verrät ihr, dass Rolands Dienst bereits begonnen hat. Sie wählt seine Nummer.
Roland sitzt in seinem Büro über einer Patientenakte, als das Telefon klingelt. Er schaut es eine Weile an...
'Mensch Roland, jetzt reiß dich zusammen', denkt er sich und nimmt ab. "Ja, Heilmann?"
Am anderen Ende ist es still. "Hallo? Pia, bist du das?"
"Ja, ich... ich wollte...", Pia weiß nicht recht, wie sie es sagen soll.
"Pia mir tut das alles so leid!", sagt Roland leise.
"Bitte Roland, es ist besser so. Ich wollte sagen, dass ich deine Sachen zusammengeräumt habe und... können wir uns irgendwo treffen oder soll ich sie dir in die Klinik bringen?"
Geschockt sitzt Roland an seinem Schreibtisch und starrt vor sich hin.
"Darf ich nach Hause kommen?", fragt er plötzlich.
Auch Pia kann keinen klaren Gedanken fassen, doch sie weiß, dass sie jetzt nicht wieder nachgeben darf.
"Das möchte ich nicht. Lass uns die Sache einfach schnell hinter uns bringen, ja? Also, wo soll ich die Sachen hinschaffen?"
"Wir reden noch mal in Ruhe und wenn du dann immer noch der Meinung bist dann... nehme ich meine Sachen mit...", versucht Roland verzweifelt, sie umzustimmen.
"Ich kann so aber nicht mehr weitermachen. Dazu habe ich keine Kraft. Versteh das doch."
Roland sieht ein, dass es keinen Sinn hat, weiter auf sie einzureden.
"Wir tun uns sonst nur gegenseitig weh...", sagt Pia noch, in der Hoffnung auf Rolands Einsicht.
"Ich wollte dir nicht weh tun", entgegnet Roland mit zittriger Stimme. "Ich liebe dich doch", flüstert er.

Letztendlich verabreden sie sich für die Mittagspause in der Klinik.
Pia macht sich rechtzeitig auf den Weg, sie möchte die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Roland sitzt unterdessen in der Cafeteria und behält den Eingang im Auge. Bevor Pia die Klinik überhaupt betreten kann, hat er sie bereits entdeckt und geht ihr entgegen, sie treffen im Foyer aufeinander.
"Hallo Pia...", begrüßt er Pia zögerlich.
"Hallo Roland", antwortet sie, jedoch ohne ihn richtig anzusehen.
"Können wir bitte kurz in mein Büro gehen?", bittet Roland. Pia nickt.
Sobald Roland die Tür geschlossen hat setzt Pia an. "Deine Sachen sind noch im Auto, ich wollte nicht gleich mit Sack und Pack hier angekommen!"
"Pia...", beginnt er und sieht sie flehend an, "Ich habe gedacht, wir könnten jetzt noch einmal in Ruhe miteinander reden."
"Es ist alles gesagt", murmelt Pia.
"Bitte...", kurz entschlossen greift er nach Pias Hand.
Beinahe ruckartig entzieht Pia ihm die Hand wieder und geht einen Schritt zurück.
"Nicht, Roland, mach es uns doch nicht noch schwerer!"
"Wieso? Wieso wirfst du unsere Ehe einfach so weg? Wir haben doch schon so viel miteinander durchgemacht!", verzweifelt versucht er, Pia doch noch umzustimmen.
"Nein, nicht einfach so, Roland. Ich möchte so etwas wie damals bei Alina nur nicht noch einmal erleben müssen. Akzeptier bitte meine Entscheidung", sagt Pia.
Roland starrt Pia voller Enttäuschung an.
"Kommst du dann mit raus, deine Taschen aus dem Auto nehmen? Ich muss wieder los", reißt Pia ihn aus seinen Gedanken.
Am Auto angekommen nimmt Roland die Taschen aus dem Kofferraum, er hält Pia noch die Tür auf.
"Pia... ich... ich liebe dich!", gesteht er ihr.
Pia bemerkt, dass ihr die Tränen kommen. Schnell zieht sie die Fahrertür zu und fährt davon.

Vier Monate sind seit dem Streit vergangen.
In den ersten Wochen kam Roland bei Kathrin unter, doch als er merkte, dass Pia offensichtlich mit ihrer Ehe abgeschlossen hatte, entschied er sich für eine kleine Wohnung in Kliniknähe.
Trotzdem holt er Jonas regelmäßig von der Schule ab und unternimmt etwas mit ihm, er kann schließlich nichts für die Situation und soll auch nicht darunter leiden. Dass er Pia begegnet wenn er Jonas nach Hause bringt, lässt sich nicht vermeiden, doch ansonsten lehnt Pia jeglichen Kontakt ab, den Roland zwar immer wieder sucht, doch irgendwann sieht er ein, dass sie momentan nicht umzustimmen ist. Pia versucht sich unterdessen mit Arbeit abzulenken und beschäftigt sich viel mit Jonas. Es fällt ihr zwar nicht leicht, doch sie ist fest entschlossen und hält die Trennung für die beste Lösung.

Eines Abends kommt Jakob mit ein paar Katalogen unter dem Arm in die Küche.
"Du, Mama?"
"Ja? Das Essen ist gleich fertig, deckst du schon mal den Tisch?"
"Ja gleich. Sag mal, wollen wir nicht mal wieder in den Urlaub fahren?"
"Wir? Seit wann willst du denn mit mir in den Urlaub fahren?", fragt Pia ungläubig nach.
"Naja, du musst ja auch mal raus", versucht Jakob ihr klar zu machen.
"Und was steckt wirklich dahinter?", hakt Pia nach.
"Nichts, ich hab's ja nur gut gemeint", sagt Jakob beleidigt, legt die Kataloge auf den Tisch und holt die Teller aus dem Schrank.
"Das ist wirklich lieb von dir, aber du fährst doch bestimmt lieber mit Caro weg. Oder stimmt was nicht zwischen euch?"
"Doch klar, ich dachte nur, weil Papa ja jetzt nicht mehr hier wohnt..."
'Jonas ist bei Bastian, Charlotte bei Otto, eine gute Gelegenheit also, mal über Roland zu reden, vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren?', denkt Jakob, doch sein Plan geht nicht auf.
"Jakob, hatten wir uns nicht darauf geeinigt, nicht mehr über dieses Thema zu sprechen?", erinnert Pia ihn, während sie das Essen auf die beiden Teller verteilt. Bevor sie sich hinsetzt, nimmt sie noch die Kataloge vom Tisch und will sie zur Seite legen. Dabei blättert sie einen davon flüchtig durch. "Wow...", sagt sie nur. "Das ist ja traumhaft."
"Du könntest ja auch alleine dahin...", sagt Jakob schnell.
"Wie, ich dachte du willst mitkommen?", fragt Pia verwundert.
"Schon, aber du hast ja selbst gesagt ich soll lieber mit Caro fahren... ich meine, wir könnten ja wohin und du könntest auch irgendwohin...", versucht Jakob sich rauszureden.
"So so, und ihr braucht nicht zufällig noch einen Sponsor?", zwinkert Pia ihm zu.
"Nein... na ja, darum geht's doch grade gar nicht", meint Jakob ein wenig verlegen.
"Du findest also, ich sollte alleine verreisen!? Mit ner Singlegruppe, oder was?", meint Pia scherzhaft.
"Warum eigentlich nicht?", findet Jakob.
"Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder? Aber... na ja, vielleicht hast du Recht, warum eigentlich nicht...", überlegt Pia.

Schnell ist die Reise nach Italien gebucht, und die Wochen bis dahin gehen vorbei wie im Fluge. Pia sieht der Reise zwar etwas skeptisch entgegen, aber trotzdem freut sie sich darauf. Sie war schon so lange nicht mehr am Meer und kann es kaum erwarten, am Strand in der Sonne zu liegen...

"Jakob, bist du soweit?", ruft Pia nach oben. Jakob soll sie zum Flughafen bringen.
"Ja, ich komme! Hast du alles?" Jakob kommt die Treppe herunter.
"Jaaaaaa, ich hoffe!" Pia schaut noch mal nach, ob ihre Papiere und das Flugticket in ihrer Tasche sind.
"Gut, dann los!", Jakob schnappt sich den Autoschlüssel.
Bald darauf sitzt Pia in der Abflughalle des Leipziger Flughafens und beobachtet die anderen Teilnehmer ihrer Reisegruppe. Die meisten sind ungefähr in ihrem Alter, manche sehen aus wie 60 und es sind sogar zwei junge Frauen dabei, die höchstens 25 Jahre alt sein können. 'So was hätte ich früher nie gemacht...', denkt sich Pia und fragt sich einen Moment lang, was sie überhaupt hier will. Jemanden kennenlernen? Eigentlich war sie noch nicht bereit für eine neue Beziehung...
"Guten Tag, schöne Frau!", hört sie plötzlich eine Stimme neben sich. Sie dreht sich um und sieht einem Mann ins Gesicht, blond und mit blauen Augen. "Darf ich mich einen Moment zu Ihnen setzen?"
"Ja... von mir aus." Pia deutet etwas überrascht auf den Platz neben sich.
"Ich bin Ralf." Er streckt ihr die Hand hin.
"Pia", antwortet sie knapp.
"Wollen wir uns duzen?", fragt er.
"Sie gehen ja ganz schön schnell voran..." Pia ist die ganze Situation etwas unangenehm.
"Tut mir leid. Ich dachte nur, wenn wir den Urlaub zusammen verbringen, können wir uns doch auch duzen!"
In dem Moment wird ihr Flug zum Boarding aufgefordert und Pia gelingt es, Ralf unbemerkt zu entwischen.

In der Annahme, Ralf nun fürs Erste los zu sein, macht Pia es sich auf ihrem Platz im Flugzeug gemütlich. Doch schon bald wird ihr diese Illusion genommen, ihr vermeintlicher Verehrer kommt schnurstracks auf sie zu.
"Ach, das ist aber ein schöner Zufall!", freudig wedelt Ralf mit seinem Ticket, "Wir sitzen nebeneinander", fügt er überflüssigerweise hinzu und lässt sich neben Pia auf den Sitz fallen.
Pia hat für ihn nur ein gequältes Lächeln übrig.
"Wie schön, dann können wir uns ja schon während des Fluges näher kennenlernen", redet Ralf munter weiter.
Da Pia keine Lust hat, ihren Urlaub mit Ralf zu verbringen, beschließt sie, sich die anderen Reiseteilnehmer so unauffällig wie möglich anzusehen. Sie lässt ihren Blick durch die Sitzreihen schweifen und stellt fest, dass ihr der Ein oder Andere auf Anhieb viel sympathischer erscheint.
Doch einer von den Passagieren fällt Pia besonders auf.
'Nein, das kann nicht sein', denkt sie. Der Mann steht mit dem Rücken zu ihr, trotzdem kann sie ihn nicht aus den Augen lassen. Ganz unvermittelt dreht er sich nun herum.
"Roland...", im ersten Moment muss Pia nach Luft schnappen.
"Was hast du gesagt?", erkundigt sich Ralf.
"Bitte?", Pia ist ziemlich durcheinander. "Ach so... nichts, ich... ich glaube die Reise war doch keine gute Idee, ich steige besser sofort aus", erklärt Pia hektisch.
"Entschuldigen Sie...", eine Stewardess steht neben Pia und hat ihre Worte aufgeschnappt. "Sie können das Flugzeug jetzt nicht mehr verlassen. Schnallen Sie sich bitte wieder an, wir werden in wenigen Minuten unsere Startposition erreicht haben", erklärt sie.
"Aber...", setzt Pia an, doch im selben Moment meldet sich der Kapitän aus dem Cockpit und Pia sieht ein, dass es nun kein Zurück mehr gibt.
Pias Vorfreude auf den Urlaub ist schlagartig verflogen, sie verkriecht sich so tief es geht in ihren Sitz.
"Was ist denn plötzlich mit dir?", fragt Ralf mit besorgtem Unterton.
"Nichts." Pia sieht aus dem Fenster.
Aber Ralf gibt keine Ruhe. "Komm, mir kannst du's doch sagen!"
Pia fährt herum. "Ich will nicht darüber reden, verdammt noch mal!"
Ralf sieht im ersten Moment erschrocken aus und hebt dann abwehrend die Hände. "Okay, okay, ich bin ja schon still."
"Danke." Pia wendet ihren Blick wieder aus dem Fenster. Sofort ist sie mit den Gedanken bei Roland. Er ist hier im Flugzeug, er fliegt ebenfalls nach Sizilien. Womöglich wohnt er sogar im selben Hotel? Pia schüttelt den Kopf, das kann doch nicht sein, das wären wohl etwas zu viele Zufälle! Sie ist ziemlich erleichtert bei dem Gedanken, es ist schlimm genug, Roland hier im Flugzeug wieder so nahe zu sein. Hoffentlich entdeckt er sie nicht...

Der Flug geht ziemlich ereignislos vorbei, Ralf versucht zwischendurch immer wieder, Pia in ein Gespräch zu verwickeln, doch Pia ist so einsilbig, dass er irgendwann aufgibt. Sie hofft, dass sie ihn für den Rest der Reise vergrault hat.
Beim Aussteigen versucht sie, sich so gut wie möglich vor Roland zu verstecken. Es gelingt ihr sogar, denn Roland sitzt weiter vorne und steigt somit zuerst aus. Doch Pia trifft fast der Schlag, als er dann schnurstracks auf den Bus zugeht, zu dem ihre Gruppe von der Reiseleiterin ebenfalls hingeschickt wurde...
'Was macht der hier?', denkt sie sich nur, während sie versucht, sich so unauffällig wie möglich mitten unter die Reisegruppe zu mischen. Unbemerkt drängelt sie sich bis ganz hinten um zu vermeiden, dass Roland sie sieht. Erst dann fällt ihr auf, wie ungünstig es wäre, als letzte einzusteigen. Zu allem Überfluss steigt Roland auch noch mit als erster in den Bus und setzt sich ganz vorne hin. Was nun? Jetzt würde er sie doch auf jeden Fall entdecken.
Pia weiß sich nicht anders zu helfen, sie sucht die Reiseleiterin und fragt: "Kann man nicht auch hinten einsteigen?"
Die Reiseleiterin lächelt. "Hast du Angst, keinen Sitzplatz mehr zu bekommen? Wir müssen noch mal die Anwesenheitsliste checken, das ist Vorschrift und deshalb ist nur eine Tür geöffnet. Ich muss jetzt auch vor, wir sind gleich dran."
Dann geht es los. Einer nach dem anderen sagt noch einmal seinen Namen und steigt in den Bus. Die meisten gehen bis nach hinten durch, so füllen sich die Reihen.
'Es wird wahrscheinlich nur noch der Platz neben Roland frei sein, wie in einem schlechten Film', malt Pia sich aus. Ralf steht weiter vorn in der Schlange...
'Es nützt nichts, er ist vielleicht meine letzte Rettung', denkt Pia und nimmt all ihren Mut zusammen.
"Hi!", sie tippt an Ralfs Schulter. "Na, wollen wir vielleicht nebeneinander sitzen?", sie kommt sich vor wie auf einer Klassenfahrt.
"Klar, Bus fahren bekommt dir bestimmt besser als fliegen, vor allem wenn ich neben dir sitze", spielt er sich auf.
Dann sind sie an der Reihe. Pia tut so, als würde die Sonne blenden und hält sich ihre Mütze seitlich vors Gesicht. Dann nuschelt sie "Pia Heilmann", wartet noch bis Ralf in der Liste eingetragen wird und schiebt ihn dann vor sich her. Sie versucht sich so gut es geht hinter beziehungsweise neben ihm zu verstecken, quetscht sich dann an ihm vorbei und geht schnurstracks so weit es geht nach hinten.
Pia hat Glück, Roland sieht gerade aus dem Fenster und bemerkt sie nicht. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Sie setzt sich in die hinterste Ecke vom Bus. Jetzt kann sie nur noch hoffen, dass er nicht tatsächlich im gleichen Hotel wohnen wird!

Eine knappe Stunde später ist Pia schlauer. Als sie sieht, dass der komplette Bus in ihrem Hotel übernachtet, würde sie am liebsten einfach abhauen. Ihr wird ganz schlecht bei dem Gedanken, die nächsten zehn Tage so nah bei ihm zu sein.
Im Moment schafft sie es noch, sich vor ihm zu verstecken, aber wie soll das weitergehen? Sie will ja auch nicht den ganzen Urlaub im Hotelzimmer verbringen.
Pia ist so in Gedanken verloren, dass sie nicht merkt, wie Ralf sie anspricht. "Pia?"
Pia schreckt auf. "Äääähh... ja?"
"Ich habe gefragt, ob ich deinen Koffer tragen soll", wiederholt Ralf seine Frage.
"Ach, nein danke, das schaffe ich schon alleine." Pia kann es nicht leiden, so bemuttert zu werden. Schon gar nicht von Ralf.
Möglichst schnell und dicht gefolgt von Ralf geht Pia ins Hotel und checkt ein. Zu ihrer Enttäuschung muss sie feststellen, dass Ralfs Zimmer ihrem gegenüberliegt. 'Hoffentlich wird Roland nicht auch noch auf diesem Flur ein Zimmer beziehen', denkt Pia. 'So viel Pech kann ich doch eigentlich nicht haben', versucht sie sich gleichzeitig Mut zu machen.
Ralf hingegen ist mit den Umständen vollauf zufrieden.
"Wie schön!", bemerkt er "Wenn es uns an der Bar nicht mehr gefällt, können wir uns hierher zurückziehen."
Pia ringt sich lediglich zu einem Nicken durch.
"Du, sei mir nicht böse, ich würde mich jetzt gerne erst einmal frisch machen", erklärt sie.
"Ja, natürlich", gibt Ralf sich einsichtig. "Soll ich dich gleich abholen? Der Nachmittag steht uns schließlich zur freien Verfügung. Wir könnten die Hotelanlage und den Strand erkunden."
"Ähm... wie du magst", antwortet Pia.
"Gut, dann bis gleich, ich freu mich!", Ralf verabschiedet sich vorerst und Pia ist froh, einen Moment alleine sein zu können.
Sie lässt sich erst einmal aufs Bett fallen, sofort kreisen ihre Gedanken erneut um Roland. Pia hat ihn schon so lange nicht mehr richtig gesehen, wenn er Jonas nach Hause gebracht hat, hat sie meistens Charlotte oder Jakob vorgeschickt und jetzt soll sie ihn womöglich jeden Tag sehen...
'Nein!', denkt Pia entschlossen. 'Es ist aus!', dabei fällt ihr Blick auf ihren Ehering, den sie trotz der Trennung immer noch trägt. Nach kurzem Zögern streift sie den Ring langsam von ihrem Finger ab und legt ihn behutsam auf den Nachttisch. Anschließend geht sie ins Bad.
Kaum ist sie dort fertig, klopft es bereits an ihrer Tür.
"Pia? Ich bin's, wollen wir los?", ruft Ralf durch die Tür.
Pia atmet noch einmal tief durch.
Schwungvoll öffnet sie dann die Tür, zwingt sich zu einem breiten Grinsen und sagt "So wir können dann."
Sie beschließt, dass gute Miene zum bösen Spiel machen wohl die beste Methode wäre, Ralf demnächst irgendwie los zu werden. Etwas anderes würde er ja doch nicht verstehen.
Sie will gerade auf den Flur raus, da traut sie ihren Augen nicht. Sie ist so geschockt, dass sie einen Moment wie erstarrt stehen bleibt. Gerade noch rechtzeitig besinnt sie sich, macht einen Schritt rückwärts und knallt dem verwunderten Ralf die Tür vor der Nase zu. Ihr Herz klopft wie wild. Das war doch Roland, der da eben mit seinem Koffer über den Flur gelaufen ist oder bildet sie sich das alles nur ein? 'Wahrscheinlich habe ich schon Wahnvorstellungen, so viele Zufälle kann es doch gar nicht geben', denkt sie sich. Sie wirft ihre Umhängetasche auf den Boden, macht die Tür wieder auf und schwindelt "Ich hatte meine Tasche vergessen!", hebt diese auf, geht hinaus und schließt die Tür ab. Sie tut einfach so, als wäre sie gut gelaunt und ist Ralf unheimlich dankbar, dass er nicht so dämliche Fragen stellt, wie sonst. "Lass uns an den Strand gehen", überredet sie ihn. Dort ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass jemand sie entdeckt, außerdem weiß sie, dass Roland wenn überhaupt lieber in den Pool gehen würde.

Am Strand angekommen fühlt Pia sich gleich viel wohler. Sie atmet den Duft des Meeres tief ein, zieht die Schuhe aus und spaziert am Wasser entlang.
"Wollen wir baden gehen?", fragt Ralf ohne Vorwarnung.
Pia schaut ihn recht entgeistert an. "Ich hab meine Badekleidung noch gar nicht ausgepackt!"
"Na und? Ich auch nicht...", grinst Ralf schon fast anzüglich.
"Nee, du... lass mal!", lehnt Pia ab.
"Dann ein anderes Mal!", so schnell lässt er sich die Laune nicht verderben und hat gleich die nächste Idee parat.
"Hast du schon das Programm für heute Abend studiert? Das Hotel veranstaltet einen Tanzabend. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir über die Tanzfläche zu schweben!", schwärmt Ralf.
"Ich schon...", murmelt Pia.
"Was hast du gesagt?", erkundigt er sich.
"Ach nichts", winkt Pia ab. "Lass uns lieber mal wieder zurückgehen, ein Drink wäre jetzt nicht schlecht."
"Eine sehr gute Idee!", stimmt Ralf sofort zu. "Ich lade dich natürlich ein", wie selbstverständlich legt er Pia den Arm um die Schulter.
Instinktiv macht Pia einen Schritt zur Seite.
"Könntest du das bitte lassen?!", meint sie bestimmt, aber nicht zu schroff.
"Entschuldige, ich bin manchmal etwas forsch", lenkt er ein. "Aber eigentlich gefallen mir Frauen, die man erobern muss, auch viel besser!", er zwinkert Pia zu, sie gehen zurück zur Hotelanlage und suchen die Bar auf.
Pia liest sich die Cocktailkarte durch, während Ralf grinsend neben ihr sitzt und sie anstarrt.
"Ist was?", fragt Pia leicht genervt. Sie muss sich unbedingt eine Ausrede einfallen lassen, weshalb sie ihren Urlaub leider nicht mit ihm verbringen kann.
"Also ich weiß ja schon, was ich nehme", verrät Ralf ihr mit einem geheimnisvollen Unterton.
Pia beschließt, nicht weiter darauf einzugehen, da sagt er auch schon: "Sex on the Beach, na wie wäre das?"
"Du, ich hab auf einmal gar keinen Appetit mehr auf Cocktails, lass uns das auf ein anderes Mal verschieben, ich gehe lieber auf mein Zimmer."
Doch Ralf lässt nicht locker. "Wir könnten ja auch mal gucken was die Minibar so hergibt." Er folgt Pia, die schon aufgestanden ist.
"Ich möchte mich jetzt ausruhen!", Pia wird wütend.
"Wir könnten uns ja auch gemeinsam ausruhen..."
"Ralf es reicht. Ich habe doch gesagt ich möchte allein in das Zimmer zurück!", sagt sie etwas lauter als gewollt. Als sie sieht, dass sie von einigen Hotelgästen beobachtet werden, zieht sie ihn schnell in eine ruhigere Ecke und flüstert: "Ich will nichts von dir, klar? Außerdem bin ich verheiratet!"
"Und du suchst hier kleines Abenteuer?", er geht einen Schritt näher auf sie zu.
"Nein!", Pia dreht sich um und läuft ohne ein weiteres Wort die Treppen hoch zu ihrem Zimmer.
Dort angekommen legt sie sich auf das Bett. Sie starrt an die Decke und die Gedanken schwirren ihr im Kopf herum. Warum hat sie das gesagt? Das mit dem verheiratet... Anscheinend hat sie doch noch nicht damit abgeschlossen. 'Quatsch, das ist mir nur so rausgerutscht, wie sonst hätte ich den Typen loswerden sollen?', versucht sie sich einzureden.
Sie ist hin und her gerissen. Zu Hause, wo sie eigentlich alles an Roland erinnert, kommt sie ziemlich gut zurecht und jetzt im Urlaub? Sonne, Strand, Meer... und Ralf. 'Was für eine bescheuerte Idee, mit einer Singlegruppe zu verreisen!', denkt sie nun.

Nach ein paar Minuten Ruhe beschließt Pia, es sich auf dem Balkon gemütlich zu machen. Erst als sie draußen steht bemerkt sie, dass sie den tollen Ausblick noch gar nicht richtig wahrgenommen hat. Pia kann von hier aus die Poolanlage überblicken. Sogar der Strand ist zu sehen.
Entspannt lehnt sie sich auf dem Liegestuhl zurück und lässt ihren Blick über die anderen Urlauber schweifen.
Nur wenige Minuten später entdeckt sie Roland.
'Na toll!', denkt Pia, angestrengt versucht sie, Roland einfach nicht mehr zu beachten. Doch es gelingt ihr nicht, ständig schaut sie zu ihm hin und muss mit ansehen, dass Roland sich prächtig amüsiert. Er scheint schnell Anschluss gefunden zu haben, ihn begleitet eine attraktive Blondine. Pia rutscht so nah wie möglich ans Geländer, um möglichst genau hinsehen zu können.
Die Frau ist ungefähr in Pias Alter. Roland steigt in den Pool, die Frau hinterher, gemeinsam schwimmen sie einige Runden und legen sich anschließend auf die Liegen. Rolands Begleiterin trocknet ihm den Rücken ab.
Pia starrt die Beiden immer noch ungläubig an. Hat Roland sie etwa schon vergessen? Den Gedanken schiebt Pia jedoch schnell wieder zur Seite. 'Es ist besser so', sagt sie sich immer wieder. 'Ich wollte es nicht anders, es war die richtige Entscheidung. Wieso soll Roland sich nicht wieder verlieben?'
Trotzdem weiß Pia momentan nicht, wie sie ihre Gefühle deuten soll. Ist es vielleicht doch noch der Trennungsschmerz? Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie meinen, sie wäre eifersüchtig...
Sie geht wieder ins Zimmer und holt sich ein Buch, um sich etwas abzulenken. Doch kaum sitzt sie wieder auf dem Liegestuhl, ertappt sie sich dabei, wie sie ständig zu Roland und der blonden Frau hinunter schaut.
"Du kannst es einfach nicht lassen!", sagt sie laut zu sich selbst und legt das Buch wieder weg, es hat ja sowieso keinen Zweck.
Gerade sieht sie, wie die Frau Roland den Rücken mit Sonnencreme eincremt. Bei dem Anblick zieht sich ihr Magen zusammen, eigentlich sollte sie da unten mit ihm sitzen! Sie kann förmlich seine Haut unter ihren Händen spüren...
"Pia, jetzt reiß dich zusammen!" Pia steht wütend auf. Eigentlich war sie bisher der Meinung, ihre Gefühle unter Kontrolle zu haben!
Sie zieht sich schnell etwas anderes an und verlässt dann so schnell es geht ihr Zimmer.
Draußen stößt sie um ein Haar mit Ralf zusammen. "Pia, wollen wir jetzt..."
Pia fällt ihm ins Wort: "Kannst du mich nicht einfach mal in Ruhe lassen?", blafft sie ihn an und stürmt an ihm vorbei. Sie muss raus hier, am besten weit weg von diesem Hotel und von Roland.

Zunächst läuft Pia etwas planlos durch die Gegend. Mehr oder weniger zufällig erreicht sie das nahegelegene Dorf. Es ist ein kleines Örtchen mit alten Häuschen, schmalen Gässchen und gemütlichen Cafés - typisch italienisch.
Pia hat Glück, heute ist Wochenmarkt, sie liebt es an den Ständen vorbei zu schlendern. Schon bald hat sie ein paar Souvenirs gekauft. Entspannt schaut Pia sich weiter um. 'Wie schön es hier doch sein kann!', denkt sie. Doch gerade in diesem Moment trifft sie wieder einmal der Schlag.
Roland und seine Begleiterin hatten anscheinend die gleiche Idee. Arm in Arm bummeln sie über den Markt. Pia kann sich nicht wehren, sie folgt den Beiden unauffällig.
Geduldig geht Roland mit seiner Bekanntschaft von Stand zu Stand. Sie probieren die verrücktesten Sonnenhüte an und haben einen Heidenspaß dabei.
An einem anderen Stand kauft Roland eine Kette und legt sie der Frau an.
Pia traut ihren Augen kaum. Sie kann sich gar nicht mehr daran erinnern, wann Roland mit ihr so gelöst durch die Straßen gebummelt ist. In der Regel musste sie ihn tagelang überreden und selbst dann kam ihnen meist etwas dazwischen.
Doch jetzt macht sich wieder dieses ungute Gefühl bemerkbar. Für Pia ist es beinahe unerträglich, Roland so vertraut mit einer anderen Frau zu sehen. Sie ist kurz davor, zu ihnen zu gehen, überlegt es sich jedoch im letzten Moment anders.
Geknickt macht sie sich auf den Rückweg ins Hotel.

Am Hotel angekommen sieht sie Ralf schon von weitem auf einer der Terrassen sitzen. Pia beschließt, sich bei ihm zu entschuldigen.
'Wenn ich ihn doch noch etwas näher kennenlerne, ist er vielleicht ganz in Ordnung. Immerhin bemüht er sich um mich', überlegt sie.
Auf dem Weg zu Ralf plagen Pia jedoch noch einige Zweifel, sie befürchtet, dass sie ihren Entschluss aus Trotz getroffen hat. 'Selbst wenn, Roland hat sich schließlich auch mit der Trennung abgefunden!', sagt sie sich.
"Hallo Ralf", spricht sie ihn an.
"Pia!", er freut sich, sie zu sehen. "Geht es dir wieder besser? Ich hatte eben den Eindruck, dass dich etwas bedrückt."
"Ach, halb so wild", lächelt Pia und setzt sich zu ihm. "Du, mein Verhalten vorhin... es tut mir leid!"
"Schon vergessen", versichert Ralf ihr und bestellt zwei Drinks.
Pia verbringt einen netten Abend mit Ralf. Sie erzählen sich gegenseitig aus ihrem Leben und Ralf scheint auch tatsächlich ganz sympathisch zu sein. Pia schafft es, zumindest eine Weile nicht an Roland zu denken.
Doch dann stellt Ralf die entscheidende Frage: "Du bist verheiratet, hast du gesagt?"
Pia zuckt leicht zusammen und blickt nervös in der Gegend herum.
"Ich... ähm...", stammelt sie.
"Oder habe ich das falsch verstanden?", fragt Ralf noch mal nach.
"Nein, es... es ist nur nicht so einfach", antwortet Pia und seufzt.
"Läuft es nicht mehr so zwischen deinem Mann und dir?"
"Wir haben uns vor vier Monaten getrennt", erklärt Pia, während sie ihren Blick übers Meer schweifen lässt.
"Liebst du ihn noch?", fragt Ralf direkt heraus.
Pia sieht ihn erschrocken an und zuckt dann nur mit den Schultern.
"Wieso machst du denn so eine Reise mit, wenn du eigentlich gar niemanden kennenlernen möchtest?", will er wissen.
"Du stellst aber Fragen..." Pia denkt einen Moment nach. "Ich habe wohl gehofft, mich hier von ihm zu lösen."
"Vielleicht klappt das ja auch. Wenn du möchtest, helfe ich dir!" Ralf legt seine Hand auf Pias, doch Pia ist diese Nähe nach wie vor unangenehm und sie zieht ihre Hand wieder weg.
"Ralf...", beginnt sie zögerlich. "Sei mir nicht böse, aber ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit."

Auch die nächsten beiden Tage zeigt Ralf sich sehr verständnisvoll. Pia ist sich nicht sicher, ob das zu seiner Strategie gehört, sie zu 'erobern' oder ob er sie tatsächlich versteht. Im Grunde ist es ihr aber auch egal, sie ist froh über alles, was sie von ihren Gedanken an Roland ablenkt. Wieso kann er sie nicht mal im Urlaub in Ruhe lassen? Auf der anderen Seite 'verfolgt' er sie ja sicherlich nicht absichtlich...
Schon wieder ertappt Pia sich, wie sie über diesen Zufall grübelt. So lange, bis sie zu dem Entschluss kommt, dass es solch große Zufälle eigentlich gar nicht geben kann.
'Das Schicksal hat uns ja schon oft wieder zusammengeführt', geht es ihr durch den Kopf.
Sie möchte nicht mehr daran denken, es macht ihr sogar Angst, aber sie kann nicht anders.
"Verdammt noch mal, ich will dass das aufhört!", schreit sie verzweifelt ihr Spiegelbild an.
Gleich wird Ralf vor der Tür stehen und mit ihr wieder irgendetwas unternehmen wollen. Am liebsten würde sie bis zum Ende der Reise gar nicht mehr vor die Tür gehen, um Roland nicht noch einmal ungewollt zu begegnen. Es zerreißt ihr jedes Mal das Herz, wenn sie ihn mit dieser Frau sieht. Sie weiß nur nicht warum, das ist es, was sie so verwirrt. Sie kann ihre eigenen Gefühle nicht mehr verstehen. Wenn sie Roland sieht, wird sie wütend und im selben Moment nimmt sie ihn gedanklich auch schon wieder in Schutz. Dass sie noch etwas für ihn empfindet, ist ihr inzwischen klar geworden, nur was ist es? Nach allem, was war, kann das doch keine Liebe mehr sein...
Immer wieder verdrängt sie diesen Gedanken, doch sie bekommt ihn nicht aus dem Kopf. Immerhin war es ihre Entscheidung, Roland rauszuwerfen und nun hat er eben wieder jemanden gefunden, mit dem er glücklich sein kann.
Pia wird traurig.
Glücklich... das war sie in den letzten vier Monaten nicht mehr. Sie hat sich immer wieder eingeredet, dass die Trennung die einzig richtige Lösung war. Doch jetzt muss sie sich eingestehen, dass sie sich selbst nur etwas vorgemacht hat.
Bevor Pia das Hotelzimmer wieder verlässt, beschließt sie, Jakob anzurufen. Sie schafft es nicht, Roland aus ihren Gedanken zu verdrängen, vielleicht hilft es, wenn sie mit Jakob darüber reden kann.
"Heilmann?", meldet er sich am anderen Ende der Leitung.
"Hallo Jakob!", begrüßt Pia ihn.
"Mama! Ich dachte schon du meldest dich gar nicht mehr. Wie ist's im Urlaub?", fragt er nach.
"Die Hotelanlage ist wirklich sehr schön", Pia möchte dann doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
"Und die Leute?", möchte Jakob wissen.
"Ja... die Leute...", seufzt Pia. "Jakob, du kannst dir nicht vorstellen, wer hier ist!", sie holt tief Luft. "Dein Vater!"
"Papa ist auch da?", gibt Jakob sich überrascht. "Konntet ihr denn schon miteinander reden?"
"Um Himmelswillen, nein! Er hat mich bis jetzt noch gar nicht entdeckt! Außerdem hat Roland schon eine andere Frau kennen gelernt", berichtet Pia.
Jakob beißt sich auf die Lippe. "Was hast du vor?"
"Na, nichts! Ich wollte die Trennung und Roland hat sich ja offensichtlich damit abgefunden. Natürlich ist es nicht einfach, ihn mit einer anderen Frau zu sehen, das ist schon komisch", gibt Pia zu.
"Aber dann ist doch noch nichts verloren!", schöpft Jakob wieder Hoffnung.
"Das Thema hatten wir doch abgehakt!", erinnert Pia ihn.
"Ja, aber...", setzt Jakob an.
"Du, ich muss Schluss machen", murmelt Pia hektisch. "Grüß Charlotte und Jonas ganz lieb von mir!", ohne Jakobs Antwort abzuwarten legt sie auf.
Wieder einmal muss sie feststellen, dass Jakob die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben hat, er glaubt wohl immer noch daran, dass sie und Roland wieder...
In dem Moment klopft es an der Tür.
"Pia, ich bin's", ruft Ralf.
'Na dann, auf zum Pool', denkt Pia und schnappt sich ihre Badetasche.

Pia und Ralf ergattern zwei Liegen die etwas abseits stehen. Zu Pias Erleichterung ist von Roland weit und breit nichts zu sehen. Da Ralf sich weiterhin verständnisvoll und charmant gibt, steht einem entspannten Nachmittag also nichts im Wege.
Roland sitzt währenddessen mit seinem Urlaubsflirt auf der großen Terrasse, die einen herrlichen Blick über die gesamte Poolanlage bietet.
"Sag mal, Roland?", Carola nimmt seine Hand. "Was hältst du davon, wenn wir gleich eine Runde schwimmen gehen?"
"Schwimmen? Hm... ich weiß nicht, der Pool ist bestimmt ziemlich voll, bei dem Wetter!", versucht er sich rauszureden.
"OK, schwimmen ist vielleicht das falsche Wort...", grinst sie ihn an, "...aber eine kleine Abkühlung würde uns bestimmt gut tun!"
Wenig begeistert schaut Roland sich das Treiben im Wasser an, er würde sich dann doch lieber schön gemütlich mit einem Buch auf eine Liege legen. Fieberhaft sucht er nach einem freien Plätzchen. Dabei bleibt sein Blick an einem Paar hängen.
"Pia...!", Roland traut seinen Augen kaum.
"Was hast du gesagt?", reißt ihn seine Begleiterin aus den Gedanken.
"Ach, nichts", erneut schaut Roland auf die Liegen. 'Nein, das kann unmöglich Pia gewesen sein...', er beobachtet, wie die Frau die er – nun sicher – irrtümlich für Pia gehalten hat, sich den Rücken von einem anderen Touristen eincremen lässt.
"Alles in Ordnung?", erkundigt sich seine Freundin.
"Ja ja, alles in Ordnung, Carola. Ich dachte nur... es war eine Verwechslung. Komm, lass uns schwimmen gehen!", entschlossen nimmt Roland ihre Hand und zieht sie mit sich in Richtung Pool.
Pia und Ralf schwimmen währenddessen ein paar Runden. Die Sache mit der Ablenkung scheint zu funktionieren. Die meisten Urlauber ziehen es vor, sich zu sonnen, so dass der Pool relativ leer ist.
Pia fängt an, Ralf mit Wasser zu bespritzen und die beiden haben eine Menge Spaß.
Roland beobachtet das Geschehen von Weitem. "Guck mal!", sagt er zu Carola und hat schon ein Grinsen im Gesicht. "Auch Lust auf ne Wasserschlacht?"
"Ich dachte, wir suchen uns eher eine ruhigere Ecke...", meint Carola.
"Siehst du eine? Ich hab doch schon von oben gesehen, dass die Liegestühle belegt sind." Nach kurzer Suche ergattern sie doch noch eine freie Liege, mitten in der Menschenmenge.
"Ja gut, vielleicht wird ja später noch woanders was frei", hofft sie und kramt in der Badetasche. "Mist, ich habe meine Sonnenbrille oben vergessen", stellt sie fest.
"Wozu brauchst du denn beim Schwimmen ne Sonnenbrille?", Roland schüttelt lachend den Kopf. Carola macht sich auf den Weg ins Hotelzimmer und er ruft ihr noch nach: "Ich geh schon mal ins Wasser."

Pia genießt die Sonne im Pool, als Ralf anmerkt: "Wollen wir nicht langsam wieder raus? Du holst dir noch einen Sonnenbrand, die Creme hält ja nicht ewig."
"Nur noch ein bisschen", bettelt Pia. "Wenn du unbedingt raus willst, kannst du uns ja ein Eis holen gehen", sie blinzelt ihn an.
"Okay, ich bin gleich wieder da, nicht weglaufen... oder schwimmen", er zwinkert ihr zu.
"Nee keine Angst", grinst Pia und schwimmt zu einer etwas abgelegenen Stelle, halb sonnig und halb schattig dank einer großen Palme. Für einen kurzen Moment schließt sie die Augen.
Auch Roland erkundet den Swimmingpool und träumt ein wenig vor sich hin. Plötzlich landet ein Wasserball direkt vor ihm. Etwas erschrocken schaut er sich um, als auch schon ein Kind auf ihn zu geschwommen kommt. Er wirft den Ball zurück und während er den Jungen noch beobachtet geht er einige Schritte rückwärts.
Entspannt genießt Pia immer noch die Ruhe. Sie hört jemanden auf sich zu kommen und fragt verwundert, jedoch nichts ahnend: "Hast du das Eis mit ins Wasser gebracht?" Mit geschlossenen Augen wartet sie auf eine Antwort.
Noch einen Schritt weiter und Roland hätte Pia angerempelt, doch nun dreht er sich entsetzt um und starrt sie an. Er kann gar nichts sagen, er steht ihr gegenüber und ist einfach nur fassungslos.
"Ralf?", fragt sie noch einmal, öffnet dann die Augen und guckt in Rolands geschocktes Gesicht.
Sie erschrickt und hört sich "Was machst du denn hier?", sagen. Als ob sie nicht wüsste, was Roland hier macht...
"Ich, äh, Pia...", er versucht sich zu besinnen. "Ich bin hier im Urlaub", bringt er nur heraus.
"Was du nicht sagst", murmelt Pia und schaut zur Seite.
Irgendwann musste es ja so kommen. Nun kann sie nicht mehr weglaufen.
"Das ist ja... also...", stottert Roland herum.
"Reg dich ab", meint Pia abweisend. "Es war ja eigentlich klar, dass ich mich nicht tagelang vor dir verstecken kann. Tu einfach so, als hätten wir uns nicht gesehen."
"Wie verstecken?", Roland ist sichtlich irritiert. "Du wusstest, dass ich hier bin?"
"Ja, schon seit dem Hinflug", antwortet sie schulterzuckend.
"Und dann hattest du nichts anderes zu tun als... Pia, das ist doch kindisch!", stellt Roland fest.
"Vielen Dank für deine Belehrung", Pia ist gleich eingeschnappt. "Dieser ganze Urlaub war eine Schnapsidee!"
"Findest du? Eigentlich ist es hier doch sehr schön!", Roland hofft, ein normales Gespräch in Gang zu bringen.
"Hm... ist mir klar, dass dir der Urlaub gefällt!", murmelt sie.
"Wie meinst du das?", Pias Unterton ist ihm natürlich nicht entgangen, dafür kennt er sie zu gut.
"Groß, lange blonde Haare...", beschreibt Pia Rolands Urlaubsbekanntschaft.
"Lass Carola aus dem Spiel!", unterbricht Roland sie. "Du hast dich von mir getrennt, oder mich viel mehr aus dem Haus geworfen! Ich habe oft genug versucht, mit dir zu reden und immer hast du Jakob oder Charlotte vorgeschickt. Was verlangst du von mir?!?"
"Ich verlange gar nichts mehr von dir!", Rolands Worte haben Pia hart getroffen.
"Dann sind wir uns ja endlich mal wieder einig! Ach, und was deinen Vorwurf betrifft, du hast dich schließlich auch neu orientiert", setzt Roland noch einen drauf. "Oder wer ist dieser Ralf?"
Erst jetzt begreift Pia, worauf Roland anspielt.
"Das ist ganz anders, als du denkst!", beteuert sie.
"Ich denke überhaupt nichts", meint Roland fast schon gleichgültig und entdeckt Ralf, der mit Eis in der Hand suchend am Pool entlangläuft. "Siehste, da kommt er ja schon!"
Ralf hat Pia mittlerweile entdeckt und kommt auf sie zu, auch Carola ist zurück. Ohne sich zu verabschieden, schwimmt Roland ihr entgegen.
"Roland, es... ich...", möchte Pia ihm hinterher rufen, doch ihre Stimme versagt. Stattdessen muss sie mit ansehen, wie Roland seine Freundin in seine Arme zieht.
"Wer war das denn?", fragt Ralf, der sie mittlerweile auch erreicht hat.
"Ach, das... niemand", weicht Pia aus. "Hast du Eis geholt?" Die Frage ist völlig überflüssig, da Ralf mit zwei Eistüten vor ihr steht, aber ihr fällt spontan nichts anderes ein, um von Roland abzulenken.
"Ja, welches möchtest du lieber? Erdbeer oder Schoko?"
Pia steigt aus dem Wasser und geht zurück zur Liege, dann nimmt sie Ralf das Schokoladeneis aus der Hand. "Danke!" Sie lächelt ihn an.
Währenddessen sitzt Roland mit Carola am anderen Ende des Pools. Sie sitzt halb auf seinem Schoß und ist damit beschäftigt, ihn zu küssen, doch Roland ist überhaupt nicht bei der Sache. Ständig schaut er zu Pia rüber und versucht, herauszufinden, was zwischen ihr und diesem Mann läuft. Was bildet sie sich eigentlich ein, ihm vorzuwerfen, dass er Carola kennengelernt hat? Es ist doch offensichtlich, dass sie sich auch schon anderweitig vergnügt. Gerade sieht er, wie Ralf sich über Pia beugt.
'Was denke ich überhaupt noch an dich?', fragt er sich und beginnt, Carolas Küsse leidenschaftlich zu erwidern. Dabei bekommt er überhaupt nicht mit, was sich auf der anderen Seite des Pools tatsächlich abspielt...
"Ralf, bitte lass das!" Pia schiebt Ralf von sich weg. "Ich habe dir doch schon oft gesagt, dass ich..."
"Jaaaa, ich weiß", seufzt Ralf etwas genervt. "Du bist noch nicht so weit. Entschuldige."
Pia nickt. "Ich glaube, ich gehe jetzt besser auf mein Zimmer." Sie steht auf und nimmt sich ihr Handtuch. "Wir sehen uns."
Ralf sieht ihr enttäuscht hinterher, als sie zum Hotel zurückgeht. Doch Pias Blick fällt auf Roland, der auf der Sonnenliege mit Carola Zärtlichkeiten austauscht... Dieser Anblick dreht Pia den Magen um und treibt ihr die Tränen in die Augen. So sehr sie sich auch bemüht, sie kann ihre Liebe zu Roland nicht abschalten, doch sie hat das Gefühl, daran zu zerbrechen...
Zum ersten Mal denkt Pia nun ernsthaft darüber nach, den Urlaub vorzeitig zu beenden und wieder nach Hause zu fahren.

Auf dem Zimmer angekommen setzt Pia genau diesen Gedanken in die Tat um und beginnt, ihren Koffer zu packen. Der Kleiderschrank ist bereits leer, da klopft es an der Tür. "Pia?"
Sie macht keinerlei Anstalten, zu öffnen.
"Pia, mach bitte die Tür auf!", ruft Ralf.
Lustlos drückt Pia die Klinke hinunter und verschwindet im Bad.
Erstaunt sieht Ralf den halb gepackten Koffer auf dem Bett liegen.
"Was machst du denn da?", fragt er nach.
"Dreimal darfst du raten!", antwortet Pia, die Ironie in ihrer Stimme ist nicht zu überhören.
"Aber wieso? Ich habe gedacht, du findest auch Gefallen an dem Urlaub", meint Ralf.
"Es liegt nicht an dir, nimm es also nicht persönlich", erklärt Pia.
"Überleg es dir doch bitte noch einmal", redet Ralf auf sie ein.
"Da gibt es nichts mehr zu überlegen", beharrt Pia.
"Ach komm! Es sind doch nur noch sechs Tage!", Ralf versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten.
"Ich weiß nicht...", zögert Pia, doch im Grunde gefällt es ihr, wie Ralf sich für sie ins Zeug legt.
"Aber ich weiß! Und ich habe noch eine kleine Überraschung für dich!", meint er geheimnisvoll.
"Ja? Was denn?", fragt Pia neugierig.
"Ich hab eben eine ganz nette Frau aus unserer Reisegruppe getroffen, wir sind gleich ins Gespräch gekommen", erzählt Ralf. "Sie hat während des Urlaubs auch jemanden kennengelernt. Wir haben überlegt, ob wir vielleicht nicht einmal was zu viert unternehmen könnten?"
"Na ja, wieso eigentlich nicht?", lächelt Pia ein wenig.
"So gefällst du mir gleich viel besser!", stellt Ralf zufrieden fest. "Soll ich dir helfen, den Koffer wieder auszupacken?"
"Gerne", stimmt Pia zu und gemeinsam machen sie sich an die Arbeit.

Abends holt Ralf Pia ab, um mit dem anderen Paar essen zu gehen.
"Freust du dich?", fragt er, als er ihr die Tür zum Restaurant aufhält.
"Ja", antwortet Pia schnell, um nicht mehr sagen zu müssen und sieht sich um. Sie entdeckt ein Pärchen, das in einer Ecke an einem größeren Tisch sitzt.
"Sind sie das da drüben?", fragt sie Ralf.
"Nein. Carola ist groß und blond... und ihre Begleitung kenne ich ja auch noch nicht."
Als Pia den Namen und die Beschreibung hört, wird ihr auf einmal ganz anders. Das wird doch nicht...?
Ihre Frage erübrigt sich, als sie sieht, wer gerade das Restaurant betritt. Es ist Carola... mit Roland im Schlepptau.
"Hallo, Carola!", ruft Ralf in dem Moment.
Carola winkt Ralf zu und begrüßt ihn gut gelaunt.
Pia und Roland hingegen stehen fast wie gelähmt hinter ihren neuen Partnern und starren sich an.
Irritiert schaut Carola sich um. "Was ist?", fragt sie Roland und nimmt seine Hand.
"Eh... nix...", murmelt er.
"Ich glaube, wir kennen uns noch gar nicht", meldet Ralf sich nun zu Wort und gibt Roland die Hand. "Ich heiße Ralf!"
"Roland", stellt er sich ebenfalls vor.
Ralf sieht Pia erwartungsvoll an. Zögerlich geht sie auf Roland zu.
"Hallo...", setzt Pia an.
"Und Sie sind?", unterbricht Roland sie.
"Ich glaube, das 'Sie' lassen wir, oder?", mischt Ralf sich wieder einmal ungefragt ein. "Das ist Pia!"
Pia fühlt sich wie vor den Kopf gestoßen. Auf dem Weg zum Tisch sucht sie Rolands Blick und sieht ihn mit einer Mischung aus Enttäuschung und Wut an.
Auch Roland fühlt sich nicht wirklich wohl in seiner Haut. Wäre es nicht doch besser gewesen, gleich mit offenen Karten zu spielen?
'Jetzt ist es eh zu spät', denkt er.
Nachdem der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hat, beginnt Ralf ein Gespräch.
"Wie gefällt es euch hier? Ist doch schön, für ein paar Tage den ganzen Stress hinter sich lassen zu können, nicht wahr? Darf ich fragen, was ihr beruflich macht?", plaudert er munter drauf los.
"Ich bin Immobilienmaklerin", antwortet Carola.
"Das passt zu dir!", lächelt Ralf. "Und du?", wendet er sich an Roland.
"Ich? Arzt..."
"Ach, das ist ja ein Zufall...", fällt Pia ihm nun ins Wort. "Mein Mann ist auch Arzt, Chefarzt!"
"Ein sehr anspruchsvoller und verantwortungsvoller Beruf", meint Ralf anerkennend.
"Es geht", sagt Roland und hofft, dass Pia nichts sagt, doch da hat er sich getäuscht.
"Das stimmt, Ralf. Leider bleibt die Familie dabei oft auf der Strecke..."
"Es geht nunmal oft einfach nicht so, wie man es gerne hätte", entgegnet Roland.
"Wieso buchst du denn eine Single-Reise, wenn du verheiratet bist?", fragt Carola direkt heraus.
"Ich wollte Zeit haben, um mir über meine Ehe klar zu werden."
"Das scheint dir ja gelungen zu sein", bemerkt Roland mit einem vielsagenden Blick auf Ralf. Dieser legt demonstrativ den Arm um Pia und lächelt sie an, doch Pia reagiert nicht.
"Habt ihr Kinder?", will Carola wissen.
"Ja, zwei." Aus dem Augenwinkel sieht Pia, wie Roland leicht zusammenzuckt.
"Alina, unsere Tochter, ist vor fünf Jahren ums Leben gekommen. Seither lebt unser Enkel Jonas bei uns..."
"Wie alt ist er denn? Es ist bestimmt nicht leicht, sich nach so langer Zeit wieder um ein kleines Kind zu kümmern...", meint Carola.
"Das stimmt, vor allem jetzt, wo ich auf mich alleine gestellt bin... und Jonas wird Alina immer ähnlicher, je älter er wird, dadurch fehlt sie mir jeden Tag ein bisschen mehr... ist nicht so leicht, damit umzugehen."
Ralf sieht Pia mitfühlend an. "Ich werde dir dabei helfen, so gut ich kann", verspricht er und streichelt ihre Hand.
Roland muss sich bemühen, die Fassung zu wahren. Doch er kommt kaum gegen den Kloß an, der sich in seinem Hals breit gemacht hat. "Entschuldigung", bringt er mühsam hervor, steht auf und geht nach draußen. Vor der Tür versucht er, tief durchzuatmen und seine Gedanken zu ordnen, doch in seinem Kopf schwirrt alles durcheinander. Die Vorstellung von Ralf, wie er bei Pia einzieht und ihn einfach so ersetzt, die Erinnerungen an Alina und immernoch die Enttäuschung über das plötzliche Ende ihrer Ehe.
Kurz darauf steht auch Pia auf. "Entschuldigt mich, ich muss mal...", sagt sie schnell und geht eiligen Schrittes in Richtung Toilette, die zum Glück direkt neben dem Ausgang liegt. Sie wirft einen Blick zurück, und als sie sieht, dass Carola und Ralf in ein Gespräch vertieft sind, schlüpft sie unbemerkt durch die Tür nach draußen.
Sie sieht sich nach Roland um und entdeckt ihn ein paar Meter weiter am Geländer lehnend. Etwas zögernd geht sie zu ihm hin.
"Roland...", sagt sie leise.
Roland dreht sich ruckartig um. "Pia, hast du mich erschreckt..."
"Tut mir leid." Pia sieht zu Boden. "Und es tut mir auch leid, was ich eben gesagt habe. Ich wollte dir nicht wehtun."
"So, das hättest du dir vorher überlegen müssen", sagt Roland trocken und blickt in die andere Richtung.
"Ich weiß. Entschuldige bitte!"
"Ach weißt du, Pia..." Roland sieht sie nun wieder direkt an. "Eigentlich ist es mir sowas von egal, was du machst. Und ob du mit alledem klar kommst, das hast du dir ja schließlich selbst zuzuschreiben. Aber die Kinder, die nimmst du mir nicht weg!"
Pia erschrickt über die plötzliche Wut in seiner Stimme. "Das möchte ich doch auch gar nicht..."
"Aber du lässt dich von wildfremden Leuten bemitleiden, damit dann irgend so ein Typ ankommt und meinen Platz einnimmt, da hast du dich aber geschnitten!" Roland redet sich langsam so richtig in Rage.
"Das ist doch Schwachsinn, niemand wird jemals deinen Platz einnehmen, weder für die Kinder, noch für mich..."
Pia merkt erst nicht, was sie da eben gesagt hat, bis sie wahrnimmt, dass Roland sie wie erstarrt ansieht.
Pia nutzt den Moment, sie sieht ihm fest in die Augen und flüstert: "Ich liebe dich immernoch, Roland..."
Ihr Herz pocht bis zum Hals, als sie auf eine Reaktion von Roland wartet, der sie immer noch unbeweglich ansieht. Schließlich senkt er den Blick, macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet in der Dunkelheit...
Nach ihrem Geständnis bleibt Pia wie angewurzelt auf der Terrasse stehen. Einerseits möchte sie noch einen Moment alleine sein, andererseits hofft sie, dass Roland wiederkommen würde.
Die Minuten verstreichen, schweren Herzens geht Pia zurück ins Lokal.

Roland läuft ziellos durch die Hotelanlage, das Gespräch mit Pia hat ihn - auch wenn er es sich nicht eingestehen will - sehr aufgewühlt.
Schon oft hat Roland darüber nachgedacht wie Pia alles unter einen Hut kriegt. Natürlich, sie hat Jakob und Charlotte... und auch ihm bleibt Jonas' Ähnlichkeit mit Alina nicht verborgen. Wie gerne würde er seinen Enkel wieder jeden Tag sehen und mehr mit ihm unternehmen.
Doch was ihn am meisten beschäftigt, ist Pias letzter Satz.
'Ich liebe dich immer noch', immer und immer wieder hallen diese Worte in Rolands Ohr.
"Wieso sagt sie so etwas?", fragt Roland sich.
Monatelang hatten sie so gut wie keinen Kontakt zueinander und mittlerweile hat Roland sich mehr oder weniger mit der Trennung abgefunden.
Gerade jetzt mit Carola hat Roland das Gefühl es könnte wieder aufwärts gehen.
Schnell wischt Roland seine Gedanken beiseite. Wahrscheinlich kann Pia es einfach nicht ertragen, ihn mit einer anderen Frau zu sehen. Doch warum sollte er ein schlechtes Gewissen haben? Schließlich hat sie Ralf...
Die Lust auf Gesellschaft ist ihm jedenfalls vergangen, doch im Hotelzimmer würde ihm wahrscheinlich die Decke auf den Kopf fallen. Also setzt er sich an die Bar und bestellt einen Cognac.
"Müssen Sie Kummer ertränken?", fragt der Barkeeper, als er ihm den Cognac hinstellt.
Roland sieht ihn misstrauisch an. "Ich wüsste nicht, was Sie das angeht."
"Entschuldigung." Der Barkeeper wendet sich wieder den Gläsern zu, die er gerade abtrocknet.
"Meine Frau, die mich vor Monaten vor die Tür gesetzt hat, hat jetzt plötzlich gemerkt, dass sie mich noch liebt", knurrt Roland nach einer Weile.
"So?", fragt der Barkeeper. "Und Sie?"
"Keine Ahnung." Roland leert seinen Cognac in einem Zug. "Noch einen, bitte."
"Haben Sie sie hier im Urlaub getroffen?", fragt der Barkeeper weiter, während er ihm nachschenkt.
"Ja... war nicht so schön."
"Haben Sie denn schon eine neue Frau kennengelernt?"
"Ich..." Roland sieht ihn an. "Wieso habe ich überhaupt damit angefangen?" Er leert sein Glas und steht auf "Schreiben Sie den Cognac auf meine Rechnung, Zimmer 251."
Roland beeilt sich, nach draußen zu kommen, und beschließt, noch eine Weile am Strand spazieren zu gehen. Vielleicht würde ihm da ja die rettende Idee kommen, was er jetzt tun soll...

Roland ist froh, sich für den Spaziergang entschieden zu haben, die klare Abendluft tut ihm gut.
Nachdem er eine Weile am Wasser entlanggelaufen ist, legt er sich in den weichen, noch von der Sonne aufgewärmten Sand. Nur das Rauschen des Meeres ist zu hören. Langsam kann Roland sich etwas entspannen und fällt in einen leichten Schlaf.
Im Traum geht er mit Carola über den Wochenmarkt, an einem Stand mit Souvenirs kauft er ihr eine Kette... - Roland schreckt hoch.
Das war kein Traum, lediglich die Erinnerung an den Ausflug vor ein paar Tagen. Seufzend schließt er wieder die Augen. Auch jetzt findet Roland sich auf einem Markt wieder. Doch diesmal ist er zusammen mit Pia unterwegs. Die Sonne scheint, sie fahren Riesenrad, Roland gewinnt beim Dosenwerfen einen Teddybären und schenkt Pia ein Luftballonherz.
'Ein sehr schöner Tag', denkt Roland.
Ein weiteres Mal wird er aus dem Schlaf gerissen. Ganz in Gedanken versunken sieht er auf seine rechte Hand. Seinen Ehering hat er, nachdem er Carola kennengelernt hat, abgelegt. Ein Schauer fährt durch seinen Körper und die Hand beginnt zu zittern.
Von weitem hört er Stimmen näherkommen, eine ihm ganz vertraute.
"Pia...", murmelt er und steht auf.
Anscheinend waren Pia und Ralf auf die gleiche Idee gekommen. Sie schlendern am Strand entlang, Ralf hat seinen Arm um Pias Schulter gelegt. Mit einer Mischung aus Wut und vielleicht sogar etwas Eifersucht beobachtet Roland die Beiden. Es fällt ihm schwer, Ralf nicht sofort von Pia wegzureißen und ihr zu sagen, dass...
Ralf und Pia gehen wieder zurück zum Hotel, Roland sieht ihnen nach.
"Was machen wir hier eigentlich? Wieso müssen wir uns immer so verletzen?" Roland wartet noch so lange bis er sich sicher ist, dass die Luft rein ist. Dann macht auch er sich auf den Rückweg.

Die nächsten Tage verbringen beide damit, ausgiebig über alles nachzudenken.
Roland macht jeden Tag einen langen Spaziergang am Strand. Er hat das Gefühl, dass er seine Gedanken dort am besten ordnen kann.
Als er gerade wieder am Strand unterwegs ist, entdeckt er Pia in einiger Entfernung.
Sie haben sich seit dem Abend im Restaurant nicht mehr gesehen.
Rolands Herz schlägt ihm bis zum Hals, als er auf sie zugeht.
Sie steht mit dem Rücken zu ihm und hat ihn noch nicht entdeckt.
"Pia?", sagt er leise, als er fast bei ihr angekommen ist.
Pia dreht sich um. "Roland... was machst du denn hier?"
"Ich gehe spazieren. Und du?"
"Ich auch. Hier draußen ist es so schön friedlich."
Roland nickt und lässt den Blick übers Meer schweifen.
"Bist du heute nicht mit Ralf unterwegs?", fragt er nach einer Weile.
"Ich bin froh, dass ich ihn heute mal losgeworden bin", seufzt Pia.
"Ach so?! Ich dachte, ihr seid ein Herz und eine Seele?"
"Roland", Pia sieht ihn bittend an. "Du weißt, dass da nichts ist."
"Ach, weiß ich das?", fragt Roland.
"Ja", antwortet Pia nur. "Ich habe das ernst gemeint, was ich dir neulich abends gesagt habe."
"Wieso sagst du das jetzt erst?", fragt Roland schon beinahe vorwurfsvoll und bereut seinen Tonfall zu gleich. "Also ich meine... kurz nachdem du mich rausgeworfen hast... du bist mir jedes Mal aus dem Weg gegangen!"
"Natürlich! Genau aus diesem Grund!", antwortet Pia, doch Roland sieht sie nur verständnislos an.
"Das musst du mir erklären..."
Pia seufzt, "Gehen wir ein Stück?" und Roland willigt ein.
"Wie hätte ich es denn ertragen sollen, dich ständig zu sehen?", setzt Pia an. "Glaubst du etwa die Trennung ist mir leicht gefallen? Wenn wir uns dann noch laufend begegnet wären. Ich hab einfach gedacht, dass es mit der Zeit leichter wird."
"Ist es aber nicht?", Roland kann sich die Antwort denken, schließlich geht es ihm genauso, trotzdem möchte er es von Pia hören.
"Was für eine Frage... irgendwann hat Jakob die ganzen Reisekataloge angeschleppt. Er meinte, ich sollte mal wieder raus, etwas Abwechslung..."
"Jakob?", Roland bleibt ruckartig stehen.
"Ja, wieso?", möchte Pia wissen.
Ein Grinsen umspielt Rolands Lippen. "Weil er mir auch seit Wochen von irgendwelchen Reiseveranstaltungen erzählt hat."
"Das heißt also, unser Treffen war gar kein Zufall?", langsam begreift Pia.
"Sieht ganz so aus!", bestätigt Roland.
"Also, das ist doch..."
"Das hat er von seiner Mutter!", grinst Roland und setzt den Spaziergang fort.
"Warte!", schnell schließt Pia zu ihm auf. "Und jetzt?"
"Wie, 'und jetzt'?"
"Du schuldest mir noch eine Antwort."
"Wirklich?", noch etwas zögerlich legt Roland seinen Arm um Pia. "Gut so?", fragt er unsicher.
"Nein!", meint Pia.
Erschrocken sieht Roland sie an. Pia lächelt ihn erwartungsvoll an.
"Jetzt nimm mich doch bitte endlich richtig in den Arm, darauf habe ich so lange gewartet!"
Das lässt sich Roland nicht zweimal sagen. Er legt beide Arme um Pia und zieht sie so fest an sich, wie es geht.
"Ich hab dich so vermisst, Pia...", flüstert er.
"Ich dich auch. Es tut mir so leid!"
"Schon gut." Roland vergräbt sein Gesicht in Pias Haaren und streicht ihr zärtlich über den Rücken.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit, in der beide nur ihre Nähe genießen, lösen sie sich leicht voneinander und sehen sich in die Augen.
"Ich liebe dich", sagt Roland kaum hörbar, bevor er Pia sanft küsst.
Sie vergessen alles um sich herum, bis sie von einer lauten Stimme abrupt aus ihrer Zweisamkeit gerissen werden.
"Hände weg von meiner Freundin!" Die Stimme kommt immer näher, und sie kommt beiden sehr bekannt vor.
Pia und Roland lösen sich voneinander und schauen erschrocken in ein sehr verärgertes Gesicht. Die Beiden sind gerade viel zu glücklich und haben überhaupt keine Lust, sich über irgendeinen Ralf aufzuregen.
"Was machst du mit meiner Freundin?", schreit Ralf.
"Ihre Freundin? Die haben wir hier nicht gesehen", sagt Roland frech und küsst Pia gleich noch mal.
"Ey, was soll denn das?", fragt Ralf aufgebracht und versucht Pia nun von Roland wegzuziehen.
"Hey, lass mich...", Pia will sich losreißen "...los!".
"Sag mal, spinnst du?", ruft Roland und geht auf Ralf zu.
"Schon gut, Roland", versucht Pia, die sich inzwischen wieder befreit hat, ihren Liebsten zu besänftigen.
"Na komm doch!", ruft Ralf provozierend.
Pia sieht, wie Roland mit der Faust ausholt.
"Jetzt sei nicht kindisch", versucht sie ihn von seiner Idee abzubringen und greift nach seinem Arm.

Das Nächste, was Pia wahrnimmt ist Rolands Stimme.
"Pia, Pia mach die Augen auf!" Verzweifelt rüttelt er an ihrer Schulter.
"Hau ab!", schreit er Ralf an. "Das ist alles nur wegen dir passiert!"
"Hab ich ihr vielleicht eine gescheuert?", verteidigt sich Ralf.
Pia öffnet langsam die Augen. "Was ist denn passiert?", flüstert sie. Schnell schließt sie die Augen wieder; das helle Sonnenlicht blendet viel zu stark.
"Da bist du ja wieder", sagt Roland erleichtert und streichelt ihr über die Haare. "Tut dir was weh?", fragt er besorgt.
"Weiß nicht...", Pia versucht sich aufzurichten.
"Halt, am Besten bleibst du erstmal liegen", er drückt sie sanft zurück in den Sand.
"Geht auch gar nicht anders", bemerkt Pia und fasst sich an den Kopf.
"Ist dir schlecht, siehst du verschwommen, klingt meine Stimme weit weg?", beginnt Roland eine erste Diagnose zu stellen.
"Kopfschmerzen...", murmelt Pia. Am Liebsten würde sie jetzt einfach so liegen bleiben.
"Nicht einschlafen, guck mich mal bitte an", hält Roland sie von diesem Vorhaben ab.
Widerwillig öffnet Pia die Augen wieder. Roland hat sich so neben sie gesetzt, dass ihr die Sonne nicht mehr ins Gesicht scheint. Nun erblickt sie Ralf.
"Was macht der denn hier?", will sie wissen.
"Du kannst dich nicht erinnern?", fragt Roland erschrocken. "Ralf...", er deutet in dessen Richtung und wirft ihm dabei einen strafenden Blick zu, "...war der Meinung, du wärst seine neue Freundin..."
Langsam erinnert sich Pia wieder. "Ihr wolltet euch wegen mir prügeln...", sie hat ein leichtes Grinsen im Gesicht.
"Ralf, ich glaube, ich muss dir da mal was erklären." Sie setzt sich auf. "Dass ich verheiratet bin, weißt du ja. Das hier ist mein Mann, und ich weiß ja nicht, was du dir die ganze Zeit eingebildet hast, aber ich liebe ihn und sonst niemanden!", sie greift nach Rolands Hand.
"Wir wären Ihnen wirklich sehr verbunden, wenn Sie uns jetzt in Ruhe lassen würden", versucht Roland ihn loszuwerden.
Ralf sieht ein, dass seine Bemühungen keinen Zweck mehr haben und zieht sich brummelnd zurück. Von seinen Bemerkungen bekommen Pia und Roland jedoch nicht mehr viel mit, sie sind schon mit etwas ganz anderem beschäftigt.
"Wollen wir mal so langsam zurück ins Hotel?", fragt Roland einige Zeit später, zwischen zwei Küssen.
Erst jetzt bemerkt Pia, dass die Dämmerung bereits eingesetzt hat und sie ein bisschen friert.
"Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es schon so spät ist", gibt sie zu.
"Kein Wunder! Schließlich warst du ganz schön abgelenkt", grinst Roland.
Er steht auf und hilft Pia vorsichtig hoch.
"Geht es? Oder ist dir wieder schwindelig?", fragt er besorgt nach.
"Nein nein, alles in Ordnung", versichert Pia ihm.
Gemeinsam schlendern sie den Strand in Richtung Hotelanlage entlang. Auf der großen Terrasse ist ein Buffet aufgebaut.
"Hast du Hunger?", möchte Roland wissen.
"Ja, auf dich!", Pia sieht ihn verführerisch an.
"Zu dir oder zu mir?", schmunzelt Roland.
Schließlich landen die Beiden in Pias Zimmer und lassen sich sofort aufs Bett fallen...

Am nächsten Morgen wird Roland vor Pia wach. Er hat das Zeitgefühl völlig verloren. Auf der Suche nach einer Uhr findet Roland Pias Ehering. Bis jetzt ist ihm gar nicht wirklich aufgefallen, dass sie ihn abgelegt hat. Die Erkenntnis, dass Pia es ihm also gleichgetan hat, versetzt ihm einen kleinen Stich, doch da kommt ihm eine Idee. Schnell zieht er sich etwas über und lässt den Ring unbemerkt in seiner Hosentasche verschwinden. Leise schleicht er aus dem Zimmer.
Zwischenzeitlich wacht auch Pia auf.
"Roland?", murmelt sie verschlafen und tastet nach seiner Hand. "Wo bist du denn?"
Sie öffnet die Augen und sieht sich im Zimmer um. Die Tür zum Badezimmer steht offen, von Roland keine Spur. Erschrocken stellt sie fest, dass Rolands Sachen verschwunden sind.
In dem Moment öffnet sich die Tür und Roland kommt mit einem Tablett herein.
"Oh, du bist ja schon wach", er schaut seine Frau prüfend an, ihr etwas panischer Blick bleibt ihm natürlich nicht verborgen.
"Geht es dir nicht gut?", Roland stellt das Tablett beiseite und eilt zu ihr.
"Nein, es war nur... ich dachte...", stammelt Pia.
Roland schließt Pia fest in seine Arme.
"Du dachtest, ich hätte mich aus dem Staub gemacht?", flüstert er.
Tränen laufen Pias Wangen hinunter.
"Es tut mir leid. Es ist nur alles noch so unwirklich, weißt du? Ich habe dich in den letzten Monaten so sehr vermisst. Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren!"
"Keine Angst, ich lass dich nicht mehr allein", verspricht Roland und wischt ihr die Tränen weg.
"Eigentlich wollte ich dich damit überraschen...", er deutet auf das Frühstückstablett.
"Frühstück im Bett?", Pia kann schon wieder grinsen.
Roland nickt und hält ihr eine Erdbeere vor den Mund.
"Ach, was ich ganz vergessen habe: Guten Morgen, meine Liebste!"
Pia und Roland versinken in einem innigen Kuss.
Nach dem Frühstück liegen die Beiden aneinander gekuschelt auf dem Bett, Sonnenstrahlen fallen durch das große Fenster, Pia träumt vor sich hin, während Roland sie die ganze Zeit zufrieden beobachtet.
"Du, Pia?", fängt er leise an.
"Hm?", Pia genießt den Augenblick und besonders die Nähe zu Roland.
"Ich muss noch mal kurz weg", sagt er, gibt Pia einen Kuss und will aufstehen.
"Was?", sie schaut ihn mit großen Augen an.
"Dauert auch nicht lange, versprochen!", versucht er sich aus der Situation zu retten.
"Wo musst du denn jetzt so plötzlich hin?", Pia wird misstrauisch.
"Überraschung...", Roland gibt ihr noch einen letzten Kuss und verschwindet dann durch die Tür.
Pia weiß nicht so recht, was sie von der Sache halten soll. Sie ist traurig, dass er sie schon wieder alleine lässt, auf der anderen Seite ist sie neugierig, was er sich wohl für sie einfallen lässt.
Pia beschließt, die Zeit zu nutzen und geht ins Bad um sich zurecht zu machen. Dann sucht sie sich was passendes zum Anziehen heraus und geht anschließend an ihren Nachttisch. Sie macht die Schublade auf und sucht ihren Ehering. 'Er muss doch hier irgendwo sein', denkt sie, während sie den Inhalt des Schränkchens auf dem Boden ausbreitet. Sie schaut in das Etui für die Sonnenbrille, kramt in ihrer Badetasche, räumt ihren Koffer aus...
Niedergeschlagen setzt Pia sich auf das Bett und schaut aus dem Fenster.
Hätte sie den Ring doch bloß nie abgenommen. Sie ist so in Gedanken, dass sie das Klopfen gar nicht hört.
"Piiiaaaa", ruft Roland. "Mach mal auf!"
Pia erschrickt. Sie geht zur Tür und macht sie einen Spalt breit auf.
"Was machst du denn schon hier?", fragt sie.
"Ich hab doch gesagt, es dauert nicht lange." Roland guckt sie verwundert an. "Willst du mich nicht reinlassen?", grinst er sie an.
"Äh, doch...", meint Pia und geht ins Zimmer.
Roland schaut sich um und sieht die Klamottenberge, will sich aber nichts anmerken lassen.
"Ich hab was zum Anziehen gesucht", sagt Pia schnell und stopft die Sachen zurück in den Koffer. Krampfhaft überlegt sie, wo sie noch nach dem Ring suchen könnte und was sie tun soll, falls sie ihn nicht findet. Sie kann Roland unmöglich die Wahrheit sagen.
"Wie ich sehe bist du fündig geworden!", Roland nimmt Pia in den Arm. "Sollen wir etwas unternehmen? Einen Stadtbummel vielleicht?"
"Bitte? Ähm... ein Stadtbummel? Ja... wieso nicht, aber vorher...", Pia löst sich aus Rolands Armen und verschwindet noch einmal schnell im Bad.
'Das gibt es doch gar nicht!', fieberhaft überlegt Pia, ob sie den Ring nicht doch noch verlegt haben könnte. Doch sie kommt zu keinem anderen Ergebnis...
"Pia?", Roland öffnet langsam die Tür, "Bist du fertig?"
"Ich komme", gemeinsam verlassen die Beiden das Hotel und schlendern Hand in Hand in Richtung Stadt.
"Roland... ich muss dir noch etwas sagen...", setzt Pia an.
"Später, einverstanden?", meint er und deutet auf einen kleinen Laden. "Wir könnten Jakob und Charlotte etwas mitbringen."
Schon wenig später haben sie schöne Souvenirs gefunden.
"Eben... im Hotelzimmer...", startet Pia einen neuen Versuch.
Roland weiß natürlich genau, was Pia ihm 'beichten' möchte, doch das würde seine Überraschung für den Abend gefährden.
"Du brauchst dich für das Chaos wirklich nicht zu entschuldigen", fällt Roland ihr ins Wort.
Pia seufzt kaum hörbar, sie beschließt erst einmal nicht mehr davon zu reden, irgendwann wird sich ihr wohl noch eine Gelegenheit bieten.
Roland gelingt es, seine Frau abzulenken und sie verbringen einen unbeschwerten Tag zusammen.

"Was ist das eigentlich für eine Überraschung von der du heute Morgen gesprochen hast?", fällt Pia wieder ein.
Roland sieht sie grinsend an. "Das verrate ich dir jetzt noch nicht! Lass uns doch noch einmal ans Meer gehen, ist schließlich der letzte Abend hier!", schlägt Roland vor.
"Roland, ich muss dir was sagen", meint Pia unterwegs.
"Pscht, jetzt nicht", Roland legt seinen Zeigefinger auf ihren Mund und schaut ihr tief in die Augen. Dann nimmt er ihre Hand und zieht sie sanft hinter sich her.
"Wie weit wollen wir denn noch gehen? Wir sind doch schon am Meer", Pia hat keine Lust auf einen langen Strandspaziergang... ihr schlechtes Gewissen plagt sie immer noch.
"Ich habe nicht die richtigen Schuhe an...", versucht sie sich rauszureden.
"Dann zieh die doch aus, barfuß laufen ist sowieso viel gesünder", sagt Roland mit einem verliebten Blick.
"Was ist denn bloß los mit dir?", wundert sich Pia.
"Wieso?", Roland versucht so unschuldig wie nur möglich zu gucken.
"Na du bist so... so... gut drauf", versucht sie ihren Eindruck zu beschreiben.
"Ich habe die tollste Frau der Welt an meiner Seite, ist das nicht Grund genug gut drauf zu sein?", entgegnet er mit einem breiten Grinsen.
"Und damit du nicht den ganzen Abend so ein Gesicht machst, habe ich meinen Plan gerade nochmal geändert. Augen zu!", sagt Roland und holt eine Schachtel aus seiner Hosentasche. Er nimmt Pias Hand und steckt ihr ihren Ring an den Finger.
"Darfst wieder gucken", sagt er und ist gespannt auf Pias Reaktion.
Sie schaut sich den Ring an und erkennt ihn kaum wieder, er ist verziert mit einigen zierlichen Brillanten.
"Bist du verrückt geworden?", bringt sie noch heraus und ist dann für einen Moment sprachlos.
Roland nimmt sie fest in den Arm. "Verrückt nach dir", flüstert er ihr ins Ohr. Nach einigen Sekunden löst er sich aus der Umarmung und sagt ein wenig ungeduldig: "Aber jetzt komm, die Überraschung wartet schon."
"Wie, die Überraschung? Ich dachte das war sie...", jetzt ist Pia vollkommen fassungslos.
Sie kommen an einen Steg, ziemlich abgelegen von dem Strandabschnitt, an dem sich die Touristen aufhalten. Dort wartet bereits ein Herr auf die beiden, der sie zu einem Motorboot führt. Pia schaut Roland nur verdutzt an und steigt einfach mit ein. Sie fahren im Sonnenuntergang über das Meer, zu einer einsamen Bucht. "Ich hole Sie später wieder hier ab", sagt der Herr und fährt weg.
Im Sand liegen Steine, zu einem großen Herz geformt, in dessen Mitte sie sich setzen. Sie sitzen nebeneinander, so dass beide auf das Wasser schauen.
Pia zittert vor Aufregung.
"Ist dir kalt?", fragt Roland und legt einen Arm um ihre Schultern.
"Das ist alles so wunderschön, als wäre es gar nicht wahr", sagt sie verträumt.
Vorsichtig lehnt er seinen Kopf an ihren und schließt die Augen.
"Ich liebe dich, Pia", flüstert er.
Sie zieht ihn zu sich heran und fängt an, ihn zu küssen. "Ich liebe dich auch, Roland."


© Jeanine, Kathrin und Vanessa (2011)