Jubiläums-Fragenaktion August 2018

Eure Fragen an Thomas Rühmann

In diesem Jahr reiht sich ein Jubiläum an das andere.
Die Serie "In aller Freundschaft" und das "Theater am Rand" dürfen bereits ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Unsere Homepage ist seit 10 Jahren online.
Aus diesem Anlass hattet ihr die Möglichkeit, uns Eure Fragen an Thomas Rühmann zu schicken. Einige davon haben wir ausgelost und sie Thomas Rühmann bei unserem Besuch in Zollbrücke im August gestellt. 

 

Lieben Sie Ihre Rolle immer noch wie beim Start von 1998? 

Thomas Rühmann: Ich liebe sie sogar noch mehr, weil ich jetzt angstfrei arbeite. Früher hatte ich mehr Respekt. Sagen wir mal so: dieser Respekt ist Gott sei Dank geblieben. Ich habe noch Respekt vor der Arbeit, aber ich arbeite sehr leicht und locker.
Vanessa und Kathrin: Respekt vor den medizinischen Handlungen oder dem Spielen an sich?
Thomas Rühmann: Nein, das Spielen an sich ist es nicht, sondern es hat schon was damit zu tun, dass man sehr souverän mit diesen ganzen schlimmen Wörtern umgehen muss. Ich frage ja auch immer, ob ich das vielleicht auch auf Deutsch sagen kann, dann sagt aber die medizinische Fachberatung: "In dem Fall ist es nicht möglich!", und grinst mich an!

 

Ist die Freundschaft, die bei "In aller Freundschaft" zwischen Martin, Roland und Kathrin besteht, auch hinter der Kamera bei den Schauspielern vorhanden?

Thomas Rühmann: Vielleicht nicht in der Intensität, und das ist auch nicht nötig. Die Freundschaften bestehen eher über Kreuz im gesamten Ensemble. Ich war zum Beispiel sehr eng mit Dieter Bellmann oder auch mit Hendrikje Fitz befreundet.
Mit Bernhard (Anm.: Bettermann) und Andrea (Anm.: K. Loewig) bin ich auch befreundet, aber es ist nicht so intensiv wie meinetwegen mit Hendrikje, ganz klar! Das ist ganz normal.

 

Gibt es für Sie eine besondere Folge oder Staffel von "In aller Freundschaft", die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist und wenn ja, warum?

Thomas Rühmann: In jüngster Erinnerung sind die drei Folgen, die den Tod von Pia behandelt haben. Das war auch seitens der Produktion gut vorbereitet, es waren einfach sehr gute Drehbücher und sie haben sich wirklich viel Mühe gegeben. Es war auch eine Geste für die Schauspielerin Hendrikje Fitz. Natürlich war es hart zu spielen, weil es immer doppelt ist. Man trauert um Pia, aber eigentlich ist es Hendrikje. Diesen Einfall, dass Roland das eigentlich nicht zur Kenntnis nimmt, fand ich sehr realistisch! Also dass er das komplett verdrängt, sich in seine Arbeit stürzt und seine Familie, eigentlich auch seine Kinder alleine lässt, fand ich hart. Aber das passiert im Leben oft ganz genau so.
Vanessa und Kathrin: Wir fanden auch die Szene heftig, in der Pia in Italien diesen Weg entlang geht. Es war einfach so, als würde sie aus der Serie hinausgehen.
Thomas Rühmann: Und das Absurde war, wir haben das dann... (überlegt)
Genau, das war ja ein Video, das sie uns geschickt hatte. Als wir diese Folge gedreht haben, war Hendrikje schon tot.... das heißt, meine Filmkinder mussten praktisch spielen, "unserer Mutter geht's ja gut". Das war schwierig. Aber die jungen Schauspieler haben das gut gespielt.

 

Was wünschen Sie sich für Dr. Heilmann?

Thomas Rühmann: Naja, ich wünsche ihm schon, dass er irgendwie nochmal eine ganz tolle Liebe findet. Er hat jetzt lange getrauert und vielleicht klappt es ja in dieser Staffel.

 

Was glauben Sie, welche anderen Rollen und Filme hätten Sie gespielt, wenn Sie damals nicht die Hauptrolle bei "In aller Freundschaft" bekommen hätten?
Und glauben Sie, würden Sie dann das "Theater am Rand" trotzdem haben?

Thomas Rühmann: Das "Theater am Rand" hätte ich auf jeden Fall, aber es wäre wahrscheinlich komplizierter, es zu betreiben. Dadurch, dass ich in der Serie bin, kann ich sagen "Passt auf, das sind Theater-Wochenenden, da müsstet ihr mich sperren" und die Produktion versucht das zu ermöglichen. Wenn ich in einer ganz normalen Produktion oder als freischaffender Schauspieler arbeiten würde, würde ich diese gesperrten Tage nicht bekommen.
Vanessa und Kathrin: Dann wärst Du wahrscheinlich auch mehr unterwegs, oder?
Thomas Rühmann: Ja. Ich drehe ja jetzt da, wo ich zu Hause bin, auch das ist von Vorteil. Es ist eigentlich eine ganz tolle Konstellation, die man sich nicht besser wünschen kann, so wie sie ist. Aber das Theater hätte es auch gegeben!

 

Habt Ihr als Schauspieler Einfluss auf das Drehbuch? Dürft Ihr auch eigene Passagen vorschlagen oder etwas ablehnen? Diskutiert Ihr über den Inhalt der Folgen?

Thomas Rühmann: Das machen wir. Bei mir ist es aber so: die eigentliche Arbeit, die ich mache, um die Szenen richtig stringent zu kriegen, findet in der Leseprobe statt, die wir vorher haben. Ich bin nicht derjenige, der vorher in die Dramaturgie rennt und sagt, ich will diesen Dialog so und so nicht, sondern ich mache das vor Ort. Das ist irgendwie praktikabler. Und zeitsparender. Es wird etwas gestrichen oder etwas verändert. Da habe ich sehr wohl Einfluss darauf.

 

Sie haben mal in einem Interview erwähnt, dass es nicht geplant war, ein Theater zu gründen. Ab wann war für Sie klar, dass sich das Theater so erfolgreich entwickelt und immer weiter wächst?
Thomas Rühmann: Tja.... (überlegt) Eigentlich war der entscheidende Punkt, als wir im Sommer hier auf die Wiese gegangen sind und uns einfache Holzbühnen gebaut haben, um draußen zu spielen. Und da erhöhte sich auf einmal schlagartig auch die Zuschauerzahl und vor uns saßen mal 700 Zuschauer, das war bei "Mitten in Amerika". Es gab nur eine Spielfläche und wir hatten ein großes Portal aus Stämmen davor gesetzt. Daran hing ein sieben Meter breiter roter Vorhang, das heißt, man kam um die Ecke und sah in der Landschaft einen Theatervorhang "stehen". Das war ein Bild, sag ich Euch! Und als dann der Vorhang aufging und wir sahen 700 Leute, da haben Morgenstern und ich gesagt "Ok, wir kriegen das hin."
Das war irgendwie so ein Schlüsselmoment.

Wenn Sie auf 20 Jahre "Theater am Rand" zurück blicken, welches Ereignis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Thomas Rühmann: Immer das Frischeste. Wir sind jetzt zum 20. Geburtstag nochmal richtig an unsere Wurzeln zurückgegangen und haben einen Abend dafür gemacht: "Die Glut" von Sándor Márai. Wir haben ein Stück über Männerfreundschaft gesucht und offenbar eine Inszenierung hingekriegt, die auf eine tolle Weise diese 20 Jahre reflektiert, jedoch übersetzt auf dem Umweg einer Geschichte, die in der K. und K. Zeit spielt. Ein alter General und sein Freund sehen sich nach 41 Jahren wieder, nachdem der Freund damals geflohen war. In einer Nacht im Schloss bei dem General wird geklärt: was hat damals stattgefunden? Am Ende des Abends steht die Frage, warum tun wir das, was wir tun? Und dann fährt die Kutsche vor das offene Theater, und wir steigen in diese Kutsche und fahren in die Nacht. Das war richtig auf den Punkt die Inszenierung zum 20. Geburtstag. Ich war zweieinhalb Wochen komplett hier (Anm.: in Zollbrücke), musste nicht drehen und bin auch nicht nach Hause gefahren. Ich hatte 19 Seiten Text zu lernen. Morgenstern und ich haben hier unter der Woche abends, wenn hier nichts, nichts und niemand ist, in totaler Ruhe bei offenem Theater diesen Abend entwickelt. Am nächsten Morgen war dann Fechttraining, weil wir eine kleine Duellszene im Stück haben.

Was verbinden Sie mit 10 Jahre "Heilmann-Fanpage"?
Thomas Rühmann: (schmunzelt) Ja, also 10 Jahre Heilmann-Fanpage hilft mir, meine eigenen Termine zu finden. Manchmal weiß die Heilmann-Fanpage vor mir, wann ich ein Konzert habe. Deshalb ist die Heilmann-Fanpage für mich ein sehr verlässlicher Partner, der mir und uns irgendwie solidarisch an der Seite steht. Ich freue mich sehr, dass es diese Seite gibt!

 

Vielen Dank!

© Heilmann-Fanpage, August 2018