Die Entdeckung der langsamkeit

 

Sonntag, 07.03.2010 - Theater am Rand

 

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Wo ist die Zeit die man einspart, wenn man sich beeilt? Das fragte sich John Franklin, der als 10-jähriger Junge zu langsam war einen Ball zu fangen und deshalb immer nur die Schnur halten durfte. In diese Rolle schlüpft Thomas Rühmann und entdeckt gemeinsam mit Tobias Morgenstern und den Zuschauern die Langsamkeit. Während Thomas Rühmann unter anderem mit der imaginären Schnur beschäftigt ist und dabei eindrucksvoll den kleinen John Franklin darstellt, untermalt Tobias Morgenstern die Geschichte mit seiner Musik.
Es wird erzählt, welche Versuche John unternimmt, mit seiner Langsamkeit umzugehen und wie er einige Jahre später zur Kriegsmarine gelangt. Schließlich wird er Kapitän und erlebt viele Abenteuer auf verschiedenen Expeditionen, von der letzten kommt er allerdings nicht zurück…
Im Übrigen hat man wirklich das Gefühl, dass die Zeit in Zollbrücke irgendwie langsamer vergeht. So etwas gibt es wahrscheinlich wirklich nur am Ende der Welt.
Wir blieben noch ganz lange, weil Papa noch Fotos von der Bühne machen wollte. Dort stand das Metronom und pendelte immer noch.

Tick, tack, tick, tack… ich hätte dort noch stundenlang stehen bleiben können, doch dann hätten wir vielleicht die gläsernen Kassen verpasst. Also gingen wir nach draußen, falteten brav unsere Scheinchen auseinander und bekamen unsere Austrittskarten.

© Jeanine, 2010

17. Oktober 2008 - Kultur- und Vereinshaus Gundelfingen

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Am Freitag, den 17. Oktober 2008 waren Thomas Rühmann und Tobias Morgenstern mit ihrer szenischen Lesung des Romans "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny in Gundelfingen bei Freiburg zu Gast.

Die Lesung fand im Kultur- und Vereinshaus in Gundelfingen im Breisgau statt.
Auf der Bühne stand ein Rednerpult (war aber irgendwie eher ein Notenständer) und zwei Stühle, und auf dem Pult stand ein Metronom, das um 5 vor 8 angestellt wurde und die letzten Minuten bis zum Beginn der Vorstellung getickt hat. So gegen 5 nach 8 kamen dann Thomas Rühmann und Tobias Morgenstern endlich auf die Bühne, mit Gitarre und Akkordeon in der Hand. Ich weiß nicht mehr genau, ob sie zuerst gesungen haben oder Herr Rühmann zuerst gesprochen hat, jedenfalls war das erste Lied "Soll sein" (zu hören hier). Das war schonmal wirklich ein Highlight ganz zu Anfang! Dann gab Thomas Rühmann eine kleine Einleitung in die Geschichte "Die Entdeckung der Langsamkeit" und sagte geschickt darin eingebaut zweimal in ziemlich scharfem Ton "Wir bitten Sie, nicht zu fotografieren!", was bei mir erstmal zu ein bisschen Enttäuschung geführt hat (ich wusste ja nicht, was hinterher noch kam). Und dann ging's so richtig los.
Für alle, die die Geschichte nicht kennen: Sie erzählt praktisch die Lebensgeschichte von John Franklin, einem Menschen, der langsamer ist als alle anderen. Am Anfang der Erzählung ist John noch ein Kind und es wird beschrieben, wie er wegen seiner Langsamkeit nie mit den anderen Kindern mithalten konnte und deshalb auch nie mit Ball spielen, sondern immer nur die Schnur in die Luft halten durfte. Da es sich ja um eine szenische Lesung handelte, hat Thomas Rühmann den Text auch schauspielerisch illustriert und hat - wie John Franklin - den linken Arm in die Höhe gehalten. Nur wurde die Sache mit der Schnur "leider" ziemlich lange thematisiert, das heißt er stand bestimmt 10 Minuten mit dem Arm in der Luft da! Erst, als er ihn wieder runtergenommen hat, hat man richtig gemerkt, dass er ihn die ganze Zeit noch oben hatte.
Die Geschichte ging dann den Lebensweg von John Franklin entlang, von der Kindheit über eine Ausbildung zum Seemann, eine Stelle als Kapitän eines Schiffs, bis hin zu seinem Tod. War wirklich richtig gut anzuhören, weil die Geschichte auch ziemlich humorvoll erzählt ist. Aber es wäre natürlich nicht halb so gut gewesen, hätte Thomas Rühmann das Ganze nicht so einmalig rübergebracht. Er hat die verschiedensten "Hilfsmittel" benutzt, Stimme, Bewegungen, Haltung... und dadurch, dass er mit den Augen auch voll beim Publikum war (er hatte zwar sein Skript, hat da aber kaum, und auch nur sehr unauffällig, hingeschaut.... ich frage mich, wie man so viel Text fast komplett auswendig können kann), hatte man auch richtig das Gefühl, selbst am Geschehen teilzunehmen. Tobias Morgenstern hat die Handlung immer wieder im Hintergrund oder in kürzeren Einschüben mit seinem Akkordeon musikalisch umgesetzt, und ich glaube 4 Lieder haben sie auch zusammen gespielt und gesungen.
Nach einer guten Stunde gabs dann eine Pause von 15 min. Der zweite Teil war für meinen Geschmack leider viel zu kurz, aber andererseits war das auch gut so, sonst hätte ich anschließend nicht mehr bleiben können.
Ich hab dann mit einigen anderen Leuten noch im Saal gewartet, weil die Instrumente noch auf der Bühne waren und es deshalb fast klar war, dass sie zumindest nochmal kurz kommen. Und außerdem standen da noch die Fotografen von der Zeitung. Und tatsächlich, nach ein paar Minuten kamen sie wieder raus und haben sich für die Fotografen nochmal hingesetzt und ein bisschen auf ihren Instrumenten rumgeklimpert, damit es auch echt aussieht. Dabei sind auch meine Fotos entstanden.
Dann sind sie aber ganz schnell verschwunden, vor allem Thomas Rühmann war superschnell weg.... doch plötzlich, ich hatte nur einen Moment nicht hingeschaut, saß er da vorne an einem Tisch und hat Autogramme geschrieben! Ich hatte das Begleitheft von der 2. In aller Freundschaft - DVD Box dabei, wollte das aber erst nicht unterschreiben lassen, sondern lieber die Eintrittskarte, weil ich ja weiß, dass er es blöd findet, überall den Dr.Heilmann-Stempel zu haben. Aber als ich sah, dass er die IAF-Autogrammkarten dabei hatte, dachte ich, kann ich auch das Heft rausholen. Autogrammkarte wollte ich keine, da hab ich ja schon so ne schöne von einer lieben Freundin bekommen. Die neuen Karten hatte er leider immer noch nicht....
Ich denk mal, dass vielleicht noch so an die 20 Leute da waren (also richtig beschaulich), und als ich an der Reihe war, wollte er schon eine Autogrammkarte nehmen, ich hab ihn dann aber gefragt, ob er mir auch das Heft unterschreiben würde. Er hat es erstmal so rumgedreht (hat sich wahrscheinlich erstmal gefragt, was das ist ^^), und ich hab gesagt, dass vorne oder hinten egal ist. Dann hat er vorne unterschrieben, mir das Ding zurückgegeben und ich hab dann noch gesagt, wie gut mir der Abend gefallen hat. Er hat mich lieb angeschaut und sich bedankt. *freu* Jetzt im Nachhinein ärgere ich mich schon ein wenig, dass ich ihn nicht nach einem gemeinsamen Foto gefragt habe. Ich denke, er hätte sicher nicht nein gesagt, denn er war meiner Ansicht nach ziemlich locker drauf an dem Abend. Ich hätte auch gefragt, wenn es außer mir noch jemand gemacht hätte... hat aber niemand. Und wie er da so an dem Tisch saß, wusste ich auch gar nicht, wie ich mich hätte hinstellen sollen für ein Foto... naja, nächstes Mal.
Alles in allem habe ich den Abend einfach wahnsinnig genossen. Klar, es war ein tolles Erlebnis, meinen Lieblingsschauspieler von IAF mal direkt vor mir zu sehen. Aber auch sonst war der Abend einfach total gelungen. Die beiden haben so eine tolle Vorstellung hingelegt, vor allem von Thomas Rühmanns schauspielerischer Leistung war ich einfach nur begeistert. Und eins ist mir klar geworden: der Mann gehört auf die Bühne, und nicht ins Fernsehen! Man merkt richtig, dass er dort in seinem Element ist und sich wohl fühlt, es sind wirklich Welten zwischen dem, was er im Fernsehen zeigt, und dem, was man auf der Bühne von ihm zu sehen bekommt. Obwohl ich ihn im Fernsehen auch schon super finde! Aber das war wirklich nicht zu toppen. Auch was er stimmlich drauf hat, unglaublich. Er hat die ganze Lesung über sowas von laut, klar und vor allem deutlich gesprochen. Wurde auch manchmal geschrien, wenn es besonders aufregend wurde in der Geschichte, da hat der Saal gewackelt, wirklich...
Der riesige Kontrast war dann hinterher, als er beim Autogramme schreiben so wahnsinnig leise gesprochen hat, da musste man echt gut hinhören.
Er hat dann noch jemandem erzählt, dass er am nächsten Morgen Drehtermin hatte, d.h. sie mussten über Nacht noch zurück nach Leipzig fahren (sind so ca. 6 Stunden von hier aus)... Heftig, oder? Aber da rechne ich es ihm besonders hoch an, dass er sich trotzdem noch die Zeit für uns genommen hat!
Zum Schluss noch mein Lieblingszitat aus "Die Entdeckung der Langsamkeit": "Gott erschuf die Zeit. Von Eile hat er nichts gesagt."

© Kathrin, 2008

17. Oktober 2009 - Conservatoire de Musique, Esch-sur-Alzette (Luxemburg)

Bilder von Vanessa